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Laufzettel Biophosphonate

Risiko-Evaluation bei antiresorptiver Therapie vor Implantation

Für die Indikationsfindung einer Implantation bei Patienten mit antiresorptiver Therapie (Bisphosphonat (BP)- oder Denosumab-Medikation) hat das Risiko einer Kiefernekrose (ONJ) eine große Relevanz. Deshalb soll der „DGI-Laufzettel” die Evaluation des individuellen ONJ-Risikos erleichtern. Autoren sind Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Wiesbaden und Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz.

Risiken differenziert betrachten. Wichtig ist, dass eine „eindimensionale” Risikoeinteilung allein in die Kollektive Tumor- und Osteoporose-Patient oder allein nach BP-Applikation (intravenös versus oral) zu kurz greift und die medizinische Wirklichkeit nicht korrekt abbildet. So erhalten Patienten mit Mamma- oder Prostata-Karzinom nicht selten eine Hormontherapie ihres Tumorleidens, aus der sich eine sekundäre Osteoporose entwickeln kann, welche bei der Anamneseerhebung als BP-Indikation angegeben wird, so dass die Gefahr besteht, das ONJ-Risikoprofil zu niedrig einzuschätzen. Andererseits gibt es Patienten mit primärer Osteoporose, die eine intravenöse BP-Medikation erhalten und damit Gefahr laufen, fälschlicherweise einem zu hohen ONJ-Risikoprofil zugeordnet zu werden. Und sogar innerhalb des onkologischen Patientenkollektives mit i.-v.-BP-Medikation finden sich relevante Unterschiede zwischen der prophylaktischen BP-Gabe ohne ossäre Metastasierung gegenüber therapeutischer BP-Gabe bei manifesten Metastasen bezüglich der BP-Dosis und Applikationsintervalle und somit auch bezüglich des ONJ-Risikos.

Anamese im Laufzettel. ONJ-Ereignisrate und ONJ-Risiko werden somit durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Deshalb werden im DGI-Laufzettel chronologisch die Grunderkrankung, die Medikation selbst und weitere Risikofaktoren erhoben und – zur Kennzeichnung des Risikogrades – farblich bzw. durch * markierte (grün bzw. * = niedriges, gelb bzw. ** = mittleres, rot bzw. *** = hohes ONJ-Risiko). Neben diesen drei systemischen Anamneseinhalten kann die individuelle Kompromittierung der Knochenneubildungsrate und des bone remodeling anhand lokaler radiologischer (persistierende Alveole) und klinischer (scharfe Knochenkanten) Befunde erhoben werden, die ebenfalls im DGI-Laufzettel aufgenommen sind.

Zusätzliche Risiken beachten. Bewusst unberücksichtigt bleiben im DGI-Laufzettel enorale ONJ-Risikofaktoren, die zum Zeitpunkt der Implantation entweder saniert sind (Parodontitis, sekundär heilende Extraktionsalveolen), oder durch die Implantation vermieden werden (Prothesendruckstellen). Ebenfalls unberücksichtigt bleiben allgemeine Risikofaktoren wie Nikotinabusus, Diabetes etc. Schließlich sei der Hinweis erlaubt, dass für den Empfehlungsgrad einer Implantation weitere wesentliche Inhalte relevant sind (Notwendigkeit und Dimension einer Augmentation, ONJ-Risikominderung durch Implantat-bedingte Vermeidung von Druckstellen etc.), die ebenfalls im DGI-Laufzettel nicht erhoben werden, aber an einschlägiger Stelle publiziert sind (Grötz et al. 2010).

Baustein einer komplexen Diagnostik. Insofern versteht sich der Laufzettel als ein Baustein in der komplexen präimplantologischen Diagnostik zur Evaluation des ONJ-Risikos. Schließlich sei für weitergehende Informationen auf die S3-LL und den ASORS-Laufzettel verwiesen.

Kontakt

Daniela

Winke

Mitgliederbetreuung

DGI e. V.

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30659

Hannover

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