Mundgeruch: Bakterien-Aktivität

Dass Mundgeruch meist wirklich aus dem Mund kommt und nur sehr selten aus dem Verdauungstrakt, wissen heute viele Menschen. Aber auch Fachleute wussten lange nicht, wie dieser übelriechende Geruch im Mund entsteht. Eine Gruppe japanischer Wissenschaftler hat hier kürzlich zu mehr Klarheit beigetragen – das ist relevant, weil sich aus dem Wissen um die Interaktionen von Bakterienfamilien auch bessere Möglichkeit für die Prävention und Behandlung ergeben könnten. Was man bisher herausgefunden hat, ist, dass die unangenehmen Atemgerüche auf einem Stoff bestehen, der von Mund-Bakterien produziert wird. Anhand einer Laborstudie wurde die Interaktion der wichtigsten an diesem Prozess beteiligten Bakterienfamilien beobachtet. Dabei zeigte sich, dass es vor allem zwei Stämme sind, die durch Zusammenwirken für die Geruchsbildung verantwortlich sind – und einen Ansatz liefern, hier spezifisch einzuwirken. Da Mundgeruch oft nicht alleinstehend für sich auftritt, sondern andere Erkrankungen, insbesondere entzündliche Zahnbetterkrankungen (Parodontitis) begleiten kann, können solche weiterführenden Erkenntnisse auch dazu beitragen, frühzeitig den Herd des Geschehens in den Blick zu nehmen und ein Voranschreiten der unerwünschten Entzündungsentwicklung zu stoppen oder zu verlangsamen.

Angeboren oder nicht: “schlechte Zähne“

Nicht nur in Zahnarztpraxen hört man Menschen, die häufiger Zahnprobleme haben, oft sagen, sie hätten „schlechte Zähne“, diese seien halt angeboren. Während es von Zahnärzten früher oft ein klares Nein zum Thema „geerbt“ gab, sieht man das heutzutage in der Wissenschaft etwas differenzierter. Wie die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde nun zusammenfasst, sind es zwar mehrere Faktoren, die über die Mundgesundheit entscheiden, darunter in gewissem Umfang auch die Gene, dennoch käme der Mundhygiene die Kernbedeutung zu: Sobald der erste Zahn sich ankündigt, seien eine zahngesunde Ernährung, tägliche gründliche Mundhygiene und regelmäßige Kontrolltermine in der Zahnarztpraxis die beste Ausgangslage für eine gute Entwicklung von Zähnen und Kiefer. Ungesundes Verhalten könne zwar nicht geerbt, aber von den Eltern abgeschaut werden: Wenn diese viel zuckerhaltige Lebensmittel nutzen, dagegen nicht oft genug Zahnbürste und Zahnpasta, wird das von Kindern eher übernommen als erzieherisches „Du musst Zähneputzen“. Zahnbelag enthalte zahnschädigende Bakterien – und bilde sich täglich neu: Daher müsse er auch täglich entfernt werden, so dass er erst gar nicht zu Zahnstein verdichten kann. Was allerdings genetisch bedingt ist, ist beispielsweise die Anzahl der Zähne und ihre Stellung. Während zwar die meisten Fehlstellungen durch falsches Verhalten erworben werden, gibt es doch auch solche, mit denen man auf die Welt kommt. Auch die individuelle Zahnfarbe ist teilweise genetisch vorgegeben – und wie dick der Zahnschmelz ist. Auch manche angeborenen chronischen Erkrankungen können Einfluss auf Zahnanzahl, Zahnstellung und Zahngesundheit haben: In solchen Fällen hat man seine „schlechten Zähne“ dann doch geerbt.

Mobbing: Folgen für Jugendzahngesundheit

Norwegische Wissenschaftler stellten einen Zusammenhang fest zwischen Mobbing in der Kindheit und späterem nicht ausreichendem Zahnputzverhalten der betroffenen Jugendlichen. Wer in seinen frühen Lebensjahren seelische Belastungen dieser Art erleiden musste, hat offenbar ein größeres Risiko für Mundgesundheitsprobleme in der Jugendzeit als ungemobbte Kinder. Bei denen mit Mobbing-Erfahrung fand sich eine erhöhte Kariesbelastung. Zahngesundheit in der Jugendphase müsse ganzheitlicher betrachtet werden, hieß es aus dem Wissenschaftler-Kreis. Das Thema Mobbing müsse – sensibel – angesprochen werden, es berge Potential für eine Verbesserung der Vorbeugung und erleichtere notwendige Zahnbehandlungsmaßnahmen. Wichtig sei es, die jeweiligen Herausforderungen und Belastungen der jungen Menschen zu erfahren und entsprechend darauf zu reagieren. Grundlagen für die Studie lieferten Umfragen unter Jugendlichen und Daten aus den zahnärztlichen Diensten. Betroffen sind in der Jugendzeit in der Regel bleibende Zähne – der ungünstige Start begleitet die jungen Menschen dann oft ihr Leben lang. Insofern sei es wichtig, die Jugendlichen auf dem Weg in eine nachhaltige Mundgesundheit rechtzeitig und altersgerecht zu unterstützen.

Prothesenunverträglichkeit: alles Einbildung?

Patienten, die wiederholt darüber klagen, dass sie ihre Prothese nicht vertragen, können nicht immer über ihr Empfinden hinaus klar diagnostizierbare Symptome vorweisen. Das führt manchmal zu dem Gefühl, die Missempfindungen seien nur „eingebildet“. Das kann, muss aber keineswegs der Fall sein, sagt Prof. Dr. Wilhelm Niedermeyer in einer Presseinformation der Zahnärztekammer Niederrhein: Weniger als ein Prozent der Prothesen-Unverträglichkeiten seien rein psychosomatisch – fast 70 Prozent aller Patienten hatten vielfältige andere Symptome. Besonders oft nennen Patienten einen „brennenden Mund“ (Burning-Mouth-Syndrom). Auch hier – und das macht die Diagnostik anspruchsvoll und kann viel Geduld erfordern – können viele verschiedene Ursachen Auslöser dieser Empfindung sein. Beispielsweise kann eine Unverträglichkeit der genutzten Metalle vorliegen, und auch wenn sie selten vorkommen, sind Unverträglichkeiten auch gegenüber Gold möglich. Alternativen seien metallfreie Zahnersatz-Lösungen. In anderen Fällen liegt die Problematik gar nicht beim Zahnersatz selbst, sondern einer gestörten Speichelproduktion: Fließt zu wenig, führt das zu unangenehmen Effekten im Mund. Grund dafür können spezielle Arzneimittel sein. Auch der Umfang des Zahnersatzes kann als unangenehm empfunden werden: Viele Patienten kommen besser mit mehreren kleineren Prothesen zurecht als mit einer sehr großen Vollprothese. Implantat-Versorgungen erweisen sich hier oft als eine gute Lösung. Auch eine gemeinsam verabredete „zweite Meinung“ kann manchmal Klarheit in den Aspekt Prothesenunverträglichkeit bringen: Der andere Blick auf die Situation bringt manchmal auch neue Erkenntnisse.

Frühkindliche Karies: Vorbild Mutter

Dass Kinder von ihren Eltern auch Verhaltensweisen lernen, die ihnen nicht explizit beigebracht werden, sondern die sie durch Beobachten übernehmen, ist bekannt – und bietet trotzdem immer wieder Anlass für Überlegungen, warum dieses oder jenes Kind deutlich unter frühkindlicher Karies leidet und manches andere nicht. Einen gewichtigen Punkt hat nun ein internationales Forscherteam aus den USA und Kuwait ermittelt: Sie haben 160 Mütter und ihre Kinder daraufhin untersucht, ob ein ganz bestimmter Mund-Pilz bei Mutter&Kind vorkommt. Die Studie ging über zwei Jahre – von der Geburt der Kinder bis zu deren zweitem Geburtstag. Mit diesen Pilzen kommt man nicht auf die Welt – man bekommt sie übertragen. Die Untersuchung hat dies sehr deutlich untermauert: Hatten die Mütter starken Zahnbelag, war das Risiko der Kinder, den krankheitserregenden Pilz Candida albicans ebenfalls aufzuweisen, um achtfach höher als bei Kindern von Eltern mit sorgfältiger Mundhygiene. Fast 95 % der Mütter und deren Kinder wiesen genetisch nahezu identische Pilz-Stämme auf. Während der genaue Weg der Übertragung nicht im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stand (vermutet wurde Übertragung beim Füttern beispielsweise), wurde auch deutlich, dass demografische Faktoren und auch die soziale Situation der Mütter bei der Gruppe der stark Plaque-Belasteten eine Rolle spielten. Im Ergebnis bleibt trotz dieser nicht unwichtigen Nebenerkenntnisse klar, dass die Mundhygiene der Mutter eine gewichtige Rolle spielt bei der Entstehung beziehungsweise Vermeidung frühkindlicher Karies – ein Umstand, der noch mehr in die Beratung der Schwangeren, der Mütter und Väter einbezogen werden sollte.

Kaugummis: Xylitol statt Zucker?

Eine Vielzahl an Produkten nicht zuletzt im Bereich der Kaugummis und Kaubonbons wird inzwischen „zuckerfrei“ angeboten. Zu den Stoffen, die alternativ für den Süß-Effekt sorgen, gehört auch Xylitol (sogenannter „Birkenzucker“). Der Vorteil von Xylitol für die Mundgesundheit: Die Plaque-Bakterien können ihn nicht in Säure umwandeln, die Menge dieser Keime im Mund geht daher spürbar zurück. Wenn der pH-Wert im Mund insofern stabil bleibt, ist auch die natürliche Remineralisation des Zahnschmelzes nicht gestört. Was die internationale Wissenschaftlergruppe, die Studien aus rund 50 Jahren ausgewertet und verglichen hat, außerdem positiv stimmt: Kaugummi fördert durch die Kaubewegungen den Speichelfluss, der wiederum durch Verteilen der mundgesundheitlich relevanten Speichel-Inhaltsstoffe die Prävention von Karies unterstützt. In der Konsequenz empfehlen die Wissenschaftler, insbesondere Kindern, die auf Süßes nicht verzichten wollen, täglich solche Kaugummis zusätzlich zu Zähneputzen mit Fluorid-Zahnpasta und weniger Zucker-Konsum zu nutzen – im Gegensatz zu Xylit-Bonbons, bei denen der nützliche Effekt nicht im gleichen Maße ersichtlich war. Ergänzt werden sollte allerdings, dass Xylitol-Kaugummis nicht zum Abgewöhnen von Süßhunger beitragen und dass sie ab einer bestimmten Menge Durchfalls auslösen können.

Schlaf-Apnoe: Knochendichte- und Zahnverlust

Mittlerweile ist vielen Menschen bekannt, dass Schlafapnoe (nächtliche Atem-Aussetzer) zu einer Vielzahl ungesunder Belastungen des Körpers führen kann, beispielsweise Bluthochdruck mit den Folge-Risiken Herzinfarkt und Schlaganfall. Erhöht sind zudem das Entzündungsrisiko sowie die Unfallgefahren im Straßenverkehr durch erhebliche Tagesmüdigkeit. Nun bringt man nach einer Studie von Wissenschaftlern der Universität von Buffalo die Atem-Belastung auch in Zusammenhang mit Knochenmineraldichte-Verlust: Das würde bedeuten, dass das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche steigt. Hinsichtlich der Mundgesundheit wären aufgrund verminderter Kieferknochenqualität Zähne und Zahn-Implantate gefährdet, ihren Halt im Kiefer zu verlieren. Die Wissenschaftler weisen zwar darauf hin, dass die ursächlichen Zusammenhänge von Schlafapnoe und Knochendichteverlust noch nicht klar nachgewiesen sind, die Daten sensibilisieren aber nicht zuletzt Kieferorthopäden, bei Therapieplanung und Behandlung einen potentiellen Risikofaktor wie Schlafapnoe nicht aus dem Blick zu verlieren.

Spinat & Co: gut für die Mundgesundheit?

Fans der Comic-Figur Popeye wissen das: Spinat macht stark. Wenn man mal von der Geschichte mit dem Messfehler beim Eisen-Gehalt im 19. Jahrhundert absieht, bleibt Spinat ein „Muskelaufbauprodukt“ – wegen des Hormongehaltes an Ecdysteron. Aber: Dafür müsste man rund 6 Kilo Spinat täglich zu sich nehmen, was Popeye offenbar keine Probleme macht, dem normalen Menschen aber sicher schon. Interessant sind allerdings noch weitere Inhaltsstoffe, in diesem Fall: das Nitrat. Nitrate sind Salze der Salpetersäure und den meisten Menschen eher als Dünger in der Landwirtschaft bekannt. In der Küche findet sich Nitrat beispielsweise im Spinat, in Rüben und in Grünkohl. Während des Kauvorgangs kann Nitrat von entsprechend aktiven Bakterien zu Stickstoffmonoxid umgebaut werden, was wiederum den Säuren im Mund entgegenwirkt und zudem die Zunahme an krank machenden Bakterien hemmt. Damit werden, zeigen aktuelle Studien, Spinat und seine Nitrat-haltigen Gemüse-Geschwister zu guten alternativen Hilfsmitteln zur Reduzierung von pathogenen Bakterien und infektiösen Entzündungen im Mundgewebe – und es schützt zudem den Zahnschmelz vor Säureangriffen. Der Einsatz von Nitrat könnte außerdem helfen, Antibiotika-Resistenzen zu vermindern. Für den Alltagsnutzen müssten aber noch anwendungsfreundliche Produkte entwickelt werden: Täglich 6 Kilo Spinat sind sicher keine überzeugende Empfehlung…

Zahnunfall: gut jeder Vierte betroffen

Eine aktualisierte Leitlinie der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) zum Thema Behandlung von Zahnunfallschäden bei bleibenden Zähnen macht deutlich, dass rund jeder Vierte in Deutschland (Altersgruppen-übergreifend) im Laufe seines Lebens ein Zahn-Trauma erleidet, also einen Zahnschaden aufgrund eines Unfalls, Sturzes oder einer vergleichbaren Verletzung. Die Zahlen weisen eine steigende Tendenz auf. Im Rahmen einer Pressekonferenz wiesen die Forscher kürzlich darauf hin, dass bei richtigem Vorgehen die natürlichen Zähne meist gerettet werden könnten. Auch ausgeschlagene Zähne könnten bei passenden Voraussetzungen wieder implantiert und an ihren natürlichen Platz zurück gesetzt werden. Eine sehr wichtige Rolle komme den Zahnrettungsboxen zu, so die Wissenschaftler. Bedauerlich sei allerdings, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung noch nie etwas von Zahnrettungsboxen gehört hat, wie eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Endodentologie und Traumatologie ergeben habe. Nur in zwei Prozent der Haushalte ist den Angaben zufolge eine Zahnrettungsbox vorhanden. Ein weiterer Kritikpunkt: Nach wie vor seien nicht alle Rettungswagen mit Zahnrettungsboxen ausgestattet, und auch in der Ersthelfer-Ausbildung käme dieses Thema bisher noch deutlich zu kurz.

Kieferknochen: Signal für Größenverlust

Man wird im Laufe seines Lebens kleiner, heißt es oft – und sicher ist das auch zutreffend, wenn auch unterschiedlich stark. Meist verliert der Körper etwas an Gesamtflüssigkeit, wodurch die Bandscheiben etwas eintrocknen können und an Volumen verlieren. Auch die Knochendichte lässt oft nach und die Muskulatur erschlafft etwas. Was Größenverlust (in diesem Falle für Frauen) bedeutet und ob es Wege gibt, ihn zu vermeiden oder aufzuhalten, erkundete jetzt eine Gruppe britischer Wissenschaftler – und verwies dabei auch auf die Rolle der Zahnärzte. Ab dem 75. Lebensjahr und dem stärker werdenden Größenverlust kann es demnach bei Frauen zu Risiken wie verformtem Skelett oder auch Osteoporose kommen. Wie wäre es, fragten sich die Forscher, wenn man an der Entwicklung des Kieferknochens ablesen könnte, ob der untersuchten Frau ein Größenverlust bevorsteht und man ungünstige Auswirkungen verhindern könnte? Die Langzeitstudie zeigte, dass die Erwartung zutrifft: Frauen, die eine deutliche Entwicklung zu Kieferknochen-Rückbildungen und einer nachlassenden Knochendichte aufwiesen, hatten in fortschreitendem Alter auch den größten Verlust an Körperlänge. Zahnärzte und Ärzte könnten die betroffenen Frauen mit Risikovorhersagen dabei unterstützen, mit entsprechenden Maßnahmen die Entwicklung zu bremsen und erwartbaren negativen Folgen entgegenzuarbeiten.