Fluorid: die Dosierung beachten

Rund um das Thema Fluoride kommt es öfter zu Missverständnissen bei Eltern: Sie machen sich Sorgen, dass der für die Zahnerhaltung wichtige Zusatz in den Kinderzahnpasten für die Kleinen giftig sein könnte. Fluorid ist nicht dasselbe wie das Gas „Fluor“ , sondern ein Salz der Fluorwasserstoffsäure. Dieses Salz kommt in der Natur vor, in manchen Gegenden mehr, in anderen weniger. Wo es weniger vorkommt, wie beispielsweise in Deutschland, das als Fluorid-Mangelgebiet gilt, wird Fluorid den Zähnen von außen zugeführt: Es stabilisiert den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säure-Schäden. Es gibt Gegenden in der Welt, die mehr Fluorid im Wasser haben als Deutschland und nachweislich gesündere, genauer: besser geschützte Zähne aufweisen. Es gibt aber auch Regionen auf der Erde, wo zuviel Fluorid im Wasser und in Pflanzen enthalten ist: Hier finden sich mehr Zähne mit Fluorose als in anderen Gebieten. Zuviel Fluorid stört die gesunde Zahnschmelzentwicklung und führt meist zu weißen Flecken auf den Zähnen, bei starker Schädigung auch zu unregelmäßiger Schmelzbildung. Entscheidend ist also die Menge, die ein Kind, aber auch ein Erwachsener aufnimmt. Für die jeweils sinnvolle Dosis gibt es altersgerechte Dosierungs-Vorschriften. Ein Wissenschaftlerteam aus Kanada und Deutschland hat kürzlich in Zusammenarbeit mit Kinderkrippen untersucht, ob die Dosierung den Eltern bekannt ist und diese sich daran halten. Beispielsweise soll die Zahnpastamenge für Zweijährige ungefähr reiskorn-groß sein. Es zeigte sich, dass die meisten Eltern dies entweder nicht wussten oder nicht beachteten und erheblich überdosierten. Die Forschergruppe empfahl Eltern mit Dosierungsproblemen den Umstieg auf Zahnpasten mit anderen karieshemmenden Inhaltsstoffen, die die bakterielle Besiedlung der Zahnoberfläche reduzieren. TV-Werbung zeige leider oft deutlich zuviel Zahnpasta auf den Bürsten und vermittele leider den Eltern damit, dass diese Menge richtig sei.

Weisheitszähne: mehr Platz für das Gehirn

Eine spannende Entwicklungsgeschichte der Menschheit erzählen die Weisheitszähne – die übrigens so heißen, weil sie sich in der Regel zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr oder später entwickeln, wenn der Mensch schon etwas „weise“ ist – so beschreibt das der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente. Heute liegen sie, wenn sie überhaupt angelegt sind im Kieferknochen, oft verborgen unter dem Zahnfleisch, manchmal auch abgewinkelt; manchmal schauen nur die Kauflächen heraus, bei anderen die ganzen Zähne. Was schon zeigt: So ganz zum übrigen Zahnsystem scheinen sie nicht zu gehören. Das war mal anders, berichten Medizinhistoriker: Als der Mensch noch Jäger und Sammler war, hatte er üblicherweise seine 32 Zähne in einem längeren, dafür schmaleren Unterkiefer, und alle waren in vollem Einsatz. Dann entwickelten die Urmenschen Werkzeuge und wurden zu Bauern – und weil das Gehirn aufgrund der steigenden Anforderungen wuchs und mehr Platz brauchte, die hintersten Zähne aber nicht mehr so relevant waren, verdrängte der Platzbedarf des Gehirns die Größe und Form des Kiefers. Den Weisheitszähnen blieb, wenn sie überhaupt noch angelegt waren, nur ein enger verkleinerter hinterer Bereich im Kiefer. Was die Medizinhistoriker, aber auch die Zahnärztinnen und Zahnärzte von heute ebenfalls wissen: Die 32 Zähne (und 20 Milchzähne), von denen immer die Rede ist, sind zwar in der Theorie die Norm, aber nicht immer in der Praxis. Manche Milchzähne und auch bleibende Zähne sind gar nicht angelegt, diese Menschen haben weniger Zähne im Vergleich zum Plan, andere dagegen haben sogar mehr Zähne als vorgesehen. Durch die Veränderungen der Lebensumstände entwickle sich auch Form, Größe und Anzahl der Zähne weiter, sagen die Medizin-Historiker. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass es irgendwann gar keine Weisheitszähne mehr gibt.

Häusliche Gewalt: Manchmal auch der Mund betroffen

Häusliche Gewalt kann „in den besten Familien“ auftreten, in besser gestellten Kreisen ebenso wie in armen Gruppen, sie ist unabhängig von Herkunft und auch von Beruf der Beteiligten und auch von Alter und Geschlecht. Auch Vernachlässigung gehört zu ihren Facetten. Besonders von häuslicher Gewalt betroffen sind Frauen, ihr Anteil beträgt laut WHO-Daten rund 70 %. Für die Zahnarztpraxen bedeuten die hohen Fallzahlen, dass sie vermutlich auch in ihrer Patientengruppe Menschen mit Gewalterfahrung (körperlich, seelisch, sexuell etc.) sehen werden, wenn sie darauf achten. Während die Zähne selbst eher seltener Schäden aufweisen, ist insbesondere das Mittelgesicht ein Signalgeber. Knochenbrüche oder Gewebeschäden könnten nicht nur ein Anlass sein, die betreffenden Patienten anzusprechen – Studien zufolge würden es diese Patienten sogar begrüßen, dass sie einen Anlass geboten bekommen, darüber zu sprechen, wenn die Täter-Person nicht dabei ist. Es kann wichtig sein, den Befund zu dokumentieren, wofür es spezifische Erfassungsbögen gibt. Wie ein zahnärztliches Journal berichtet, wird den Praxisteams entsprechende Fortbildung empfohlen, um einerseits den richtigen Umgang mit den Gewalt-Opfern zu lernen und andererseits auch den Umgang mit möglicherweise begleitenden Tätern, zudem sollten die Praxen über rechtliche Chancen und Risiken informiert sein. Wichtig ist die Erfassung der Gewaltsignale auch hinsichtlich der sich zeigenden erwartbaren weiteren Entwicklung, beispielsweise, wenn Gefahr für Leib und Leben droht.

Dentosophie: Blick auf den ganzen Körper

In vielerlei Hinsicht werden in den letzten Jahren Zusammenhänge von Mundgesundheit und Allgemeingesundheit diskutiert und durch zahlreiche Studien belegt – darunter die sich gegenseitig negativ beeinflussende Verbindung von Parodontitis und Diabetes. Auch Mundinfektionen und bestimmte Herzerkrankungen, zumal in den äußeren Herzgefäßen, haben offensichtlich gemeinsame Ursachen. Eine andere Form von Zusammenhängen nimmt auch in der Wissenschaft eine wachsende Rolle ein: die Betrachtung der Gesundheit des ganzen Körpers auch aus zahnheilkundlicher Sicht, beispielsweise auf die funktionale Verbindung von Störungen im Bereich von Skelett und Mundmuskulatur. Manche Zahnärzte sprechen von „Dentosophie“, wie ein zahnärztliches Fachjournal kürzlich berichtete, und meinen damit die Erhaltung oder Wiederherstellung der Balance aus Geist, Seele und Körper. Beispiel: Dass Seele, besser gesagt: stressende Belastungen zu Mundtrockenheit führen können, gehört zu den auch den Laien bekannteren Zusammenhängen. Körperliche Fehlfunktionen im Mund können sich schlafstörend auswirken. Besonders wenn dies Kleinkinder betrifft, ist Untersuchung und Behandlungsbedarf gegeben: Sich verfestigende Entwicklungsstörungen können sowohl für den Körper als auch die Seele belastend bis gesundheitsgefährdend werden. Ein anderes Beispiel: Gestörte oder unnatürliche Zungenbewegungen haben steuernden Einfluss mindestens auf die Formung von Mund, Gesicht und Ausdruck. Auch bei Reflux, besonders aber bei Schnarchen und Schlaf-Atem-Störungen spielt die Zunge eine erhebliche Rolle. Patienten wird empfohlen, selbst auf solche möglichen Zusammenhänge zu achten und ihre Beobachtungen auch beim Zahnarzttermin anzusprechen.

Krebskranke: Tipps für Mundgesundheit

Im Vorfeld des diesjährigen Tages der Zahngesundheit hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung zusammen mit dem Krebsinformationsdienst einen Ratgeber-Flyer für an Krebs erkrankte Patienten herausgeben – mit Informationen und Empfehlungen rund um die Mundgesundheit und Besuche in der Zahnarztpraxis. Die Autoren machen dabei deutlich, dass es je nach Art und Fortschritt der Krebserkrankungen unterschiedliche Dinge zu beachten gibt. Während manche Patienten ihre Mundgesundheitspflege „wie immer“ weiterführen können, müssen andere, zumal bei intensiver medikamentöser und diagnostischer Behandlung, Besonderheiten beachten. Um das patientennah zu gestalten, zeigt der Flyer anhand dreier unterschiedlicher Fälle. So wird für Chemotherapie-Patienten neben anderen Hinweisen beispielsweise empfohlen, auf saure, scharfe oder grobkörnige Speisen zu verzichten, da die Mundschleimhaut durch die Behandlung sehr sensibel bis wund werden kann und kleine Verletzungen schlechter ausheilen. Auch bei Bestrahlungs-Patienten kann die Mundschleimhaut deutlich belastet werden, ein dauerhaft trockener Mund ist nicht selten und für viele Patienten recht unangenehm. Die Tipps reichen von „vor der Strahlentherapie den Mundgesundheitszustand optimieren lassen“, weil das spätere Belastungen reduzieren kann, bis zum Einsatz von Fluorid-Gelen zum Schutz der Zähne. Ein großes Thema, weil es auch die Kieferknochen in Mitleidenschaft ziehen kann, ist der dritte Beispielfall, eine Behandlung mit sogenannten Bisphosphonaten. Diese Medikamente greifen in den Knochenstoffwechsel ein und führen in der Kieferregion nicht selten zu porös werdender Struktur, die Zahnverlust nach sich ziehen kann. Auch hier gilt: Am besten vor der Therapie für Mundgesundheit sorgen und bei anstehenden Zahnbehandlungen das Vorgehen mit der Praxis besprechen. Den Flyer gibt es kostenfrei unter www.kzbv.de/patienten.

Baufehler der Natur: „Gemination“

Es gibt vergleichsweise häufige Baufehler der Natur beim Entwickeln eines Gebisses wie beispielsweise Nicht-Anlagen von Zähnen. Und es gibt seltene Baufehler, die dafür aber besonders herausfordernd sein können. Zu diesen zählt die „Gemination“. In einem solchen Fall hat sich der Zahnkeim nicht regelgerecht weiterentwickelt, er hat sich beispielsweise aufgespalten und zwei Zähne entwickelt statt einem. Oder seine Größe unterscheidet sich von den anderen Zähnen, seine Form und nicht zuletzt seine Oberfläche weichen von der Regel ab. Eine solche Entwicklungsstörung kann – je nach Art und Ausmaß – die gesunde Mundfunktion beeinträchtigen, die Entwicklung von Karies und Parodontitis fördern und das Selbstbewusstsein der betroffenen Patienten schwächen. Sie sollte daher in der Regel behandelt werden. Zu den üblichen Behandlungsverfahren gehört eine verstärkte zahnärztliche Kontrolle, um sich entwickelnde Belastungen frühzeitig erkennen und beheben zu können, manchmal minimiert auch Teil-Zahnersatz die Schäden in Funktion und Ästhetik. Hat die Spaltung zu einem „Doppelzahn“ geführt, ist das, wie ein Beitrag einer Zahnarztpraxis in einem Fachforum zeigt, nicht selten eine Herausforderung, die beiden Zahn-Geschwister zu trennen. Insbesondere im Milchgebiss muss für eine naturgemäße Zahnstellung gesorgt werden, damit die nachfolgenden bleibenden Zähne ihren „Platz fürs Leben“ finden. Nach Extraktion einer Hälfe des Doppelzahnes ist mit einer kieferorthopädischen Behandlung zu rechnen, die den verbliebenen Zahn wieder in die natürliche Zahnreihe eingliedert.

Mehr Gesundheit: mehr Kooperation

Auch auf der europäischen Ebene führt die Vielzahl an bekannten engen Verbindungen zwischen Allgemeingesundheit und Zahnbetterkrankungen (Parodontitis) zu mehr Zusammenarbeit der entsprechen Arztgruppen: Der europäische Verband der Hausärzte und derjenige der Parodontologen haben kürzlich die Notwendigkeit der intensiveren Zusammenarbeit in einem Arbeitspapier festgehalten. Ziel ist eine bessere Früherkennung mit verbesserten Chancen für Vorbeugung und Heilung. Insbesondere Patienten mit Risiken für Infektionen der Herzkranzgefäße (koronare Herzerkrankungen), Entzündungen der Blutgefäße und mit Risiken für Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen im Gehirn sollen seitens ihres Arztes eine Empfehlung für eine Parodontalbehandlung erhalten – auch dann, wenn bisher keine Blutungen erkennbar und keine Zähne gelockert sind. Auch Patienten mit Diabetes sollten besser über Zusammenhänge mit zahnmedizinischen Erkrankungen aufgeklärt und zu regelmäßiger Mundgesundheitskontrolle motiviert werden. Zwar sei die Studienlage zu kausalen Zusammenhängen von Parodontalkeimen und allgemeingesundheitlichen Entzündungen gut und überzeugend, es fehlten dennoch weitere klare Daten. Dennoch sei das bisher vorhandene Wissen Anlass genug, mehr und intensiver zusammenzuarbeiten, so die beteiligten europäischen zahn/medizinischen Fachgesellschaften.

Kieferchirurgen waren: E-Scooter-Unfälle deutlich gestiegen

Wer mit dem E-Scooter stürzt, hat sehr oft Verletzungen im Gesicht und am Kopf – und Behandlungsbedarf beispielsweise durch Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen (MKG). Deren wissenschaftliche Fachgesellschaft hat kürzlich darauf hingewiesen, dass sich die Anzahl der Unfälle bei E-Scooter-Nutzern mit körperlichen Schäden – laut Statistischem Bundesamt – allein in der Zeit von 2021 bis 2022 verdoppelt hat auf fast 8300 Fälle. Unter diesen wurden rund 1250 schwere Verletzungen festgestellt, häufig auch im Kopf- und Gesichtsbereich. An Universitätsklinken arbeiten die MKG-Chirurgen im Bedarfsfall auch mit 3-D-Druckern zur Wiederherstellung zertrümmerter Knochenbereiche. Wie Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden von der MKG-Fachgesellschaft berichtete, legen die chirurgisch tätigen Kolleginnen und Kollegen heute nicht nur Wert auf die Wiederherstellung der Funktion, sondern auch auf die optische Wirkung des behandelten Bereiches. Klare Empfehlung der Kieferchirurgen: Unbedingt einen Helm tragen – wenn man nicht ganz auf die Nutzung der E-Scooter verzichten will.

E-Zigaretten: Schwermetall-Risiken

Gibt es Risiken durch Schwermetallbelastungen bei Jugendlichen im Wachstumsalter, wenn sie E-Zigaretten nutzen (Vaping)? Das wollte eine Gruppe von Wissenschaftlern einer US-amerikanischen Universität wissen und untersuchte rund 200 Rauchende im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. Getestet wurde, ob sich im Urin der Probanden Schwermetalle wie Blei, Uran und Cadmium finden – und falls ja, ob sich beim Vaping diese Schadstoffe erhöhen. Diese Stoffe gelten als besonders riskant beispielsweise für Entwicklungsstörungen im Gehirn der jungen Menschen (kognitive Beeinträchtigungen), für Komplikationen in den Atemwegen und im Herz-Kreislaufsystem. Im Ergebnis zeigte die Studie, dass intensives Dampfen zu deutlich mehr Schwermetall-Belastungen führt als eher seltene Nutzung: Der Uran-Gehalt erwies sich bei den Vielnutzern als doppelt so hoch wie bei der Vergleichsgruppe. Interessant war zudem, dass auch die Auswahl der Vaping-Aromen offenbar eine große Rolle spielt: Wer sich für süße Aromen entschieden hatte, wies eine um 90 % erhöhte Uran-Belastung auf gegenüber denjenigen, die Kräuter wie Minze bevorzugten. Die Studie dient nun als Grundlage für weitere und differenzierende Untersuchungen, um die ersten Entdeckungen zu bestätigen oder zu verwerfen – was aber als Erkenntnis gesichert ist, ist die erhöhte Schwermetallbelastungen der jugendlichen E-Zigaretten-Nutzer bei bekanntem Risiko von Entwicklungsstörungen im Bereich der Organe und des Gehirns.

Mundspülung: deutliches Diagnose-Potential

Eigentlich klingt es wie ein Traum: einfach den Mund spülen und die Lösung dann im Labor untersuchen, und schon kann man erkennen, ob sich ein Magenkrebs entwickelt oder bereits vorhanden ist. Ohne weitere aufwändige Maßnahmen. In der Tat deutet sich an, dass dies ein brauchbarer Weg für die Zukunft ist. US-Forscher haben in der Analyse genutzter Mundspüllösungen verschiedene Keime identifiziert, darunter solche, die mit Magenkrebs in Verbindung stehen. Diese Krebsart ist besonders gefährlich, da sie schwer zu heilen ist; Magenkrebs hält weltweit den vierten Platz in der Liste der Krebs-Todesursachen. Zudem sprechen die Studienergebnisse dafür, dass die Diagnose über die Mundspüllösung bereits Vorstadien von Magenkrebs erkennen lässt. So ließen sich, erwarten die Wissenschaftler, schon sehr früh Erkenntnisse sammeln, die vor Ausbruch des Magenkrebses bereits Ansätze zur Behandlung bieten und damit das Heilungsgeschehen optimieren könnten. Aufgrund der motivierenden Datenlage sind nun weitere und größer angelegte Studien an mehreren Orten geplant, um zu überprüfen, ob sich das Diagnostik-Potential von Mundspüllösungen für den Einsatz in der Praxis eignet.