Die Anzahl der Patienten mit künstlichen Gelenken (Endoprothesen) in Zahnarztpraxen nimmt immer mehr zu. Das ist insofern herausfordernd, weil solche Patienten ein höheres Risiko haben, aufgrund einer bakteriellen Infektion über den Mund – beispielsweise bei Blutungen im Rahmen der Zahnbehandlung – eine Entzündung rund um das neue Gelenk zu erleiden. Während es bereits für Patienten mit Herzerkrankungen Richtlinien zur antientzündlichen Abschirmung gibt, liegen solche Empfehlungen für Endoprothesen-Patienten noch nicht als Leitlinie vor. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Endoprothetik rät lediglich dann zu einer Antibiotikum-Vorsorge, wenn mit blutenden Eingriffen zu rechnen ist. Dabei wird außer acht gelassen, dass schon eine Zahnsteinentfernung, zumal bei entzündetem Zahnfleisch, zu Blutungen führen kann. Aktuell gibt es eine Vielzahl von halbwegs auf die Thematik eingehenden Studien, die aber alle nicht vergleichbar angelegt sind und deren Ergebnisse daher nicht zu einem übereinstimmenden Ergebnis führen. Am besten sei es, schon vor einem geplanten Einsatz von Ersatz-Gelenken die Mundgesundheit sanieren zu lassen und dann gesund zu erhalten, um Infektionsrisiken zu senken. Letztlich – so eine Fachveröffentlichung – müssen derzeit Zahnarzt und Patient in jedem Einzelfall entscheiden, ob sie einen antibiotischen Schirm aufspannen möchten: Ausschlaggebend ist der allgemeingesundheitliche Zustand des Patienten und die erwartbare Belastung durch den bevorstehenden zahnärztlichen Eingriff.
Würgereiz: Ablenkung hilft
Genaugenommen ist der Würgereiz etwas sehr Sinnvolles und Gutes: Er gehört zu den Reflexen, die man kaum steuern kann, und er schützt die Atemwege und die Verdauungsbereiche des Körpers vor unerwünschter Zufuhr von Sachen oder Lebensmitteln, die uns schaden könnten. Leider behindert der Würgereiz auch etwas, was uns nutzt: die Behandlung beim Zahnarzt. Auslöser in der Zahnarztpraxis können Berührungen an empfindlichen Mundregionen sein, rotierende Instrumente können ebenso zu Irritationen führen wie Geruch und Geschmack von Materialien – und er kann sogar auch dann auftreten, wenn Patienten an eine Mundbehandlung nur denken. Das wiederum könnte sich aber auch als Lösung erweisen: Iranische Forscher haben viele Studien rund um den Würgereiz bei zahnärztlicher Behandlung ausgewertet und festgestellt, dass Ablenkung in der Tat ein guter Weg sein kann, das Würgen und Erbrechen zu vermeiden. Besonders dann, wenn anspruchsvolle Denkspiele gemacht werden, überdeckt dies die Würgereiz-Mechanismen. Auch Lower-Level-Laser-Verfahren an Akupunkturpunkten können den Würgereiz managen. Empfohlen werden kann, aus dem Erfahrungsschatz in den Zahnarztpraxen, Würgereiz-Selbst-Management: Ein hilfreicher Punkt für eine Finger-Druck-Massage ist beispielsweise die Kinn-Mitte. Es gibt auch andere Bereiche, die für Ablenkung durch Druck auf einen Akupunkturpunkt helfen – hier hat möglicherweise das Behandlungsteam in der Hauszahnarzt-Praxis einige gute Tipps.
Häusliche Gewalt: Manchmal auch der Mund betroffen
Häusliche Gewalt kann „in den besten Familien“ auftreten, in besser gestellten Kreisen ebenso wie in armen Gruppen, sie ist unabhängig von Herkunft und auch von Beruf der Beteiligten und auch von Alter und Geschlecht. Auch Vernachlässigung gehört zu ihren Facetten. Besonders von häuslicher Gewalt betroffen sind Frauen, ihr Anteil beträgt laut WHO-Daten rund 70 %. Für die Zahnarztpraxen bedeuten die hohen Fallzahlen, dass sie vermutlich auch in ihrer Patientengruppe Menschen mit Gewalterfahrung (körperlich, seelisch, sexuell etc.) sehen werden, wenn sie darauf achten. Während die Zähne selbst eher seltener Schäden aufweisen, ist insbesondere das Mittelgesicht ein Signalgeber. Knochenbrüche oder Gewebeschäden könnten nicht nur ein Anlass sein, die betreffenden Patienten anzusprechen – Studien zufolge würden es diese Patienten sogar begrüßen, dass sie einen Anlass geboten bekommen, darüber zu sprechen, wenn die Täter-Person nicht dabei ist. Es kann wichtig sein, den Befund zu dokumentieren, wofür es spezifische Erfassungsbögen gibt. Wie ein zahnärztliches Journal berichtet, wird den Praxisteams entsprechende Fortbildung empfohlen, um einerseits den richtigen Umgang mit den Gewalt-Opfern zu lernen und andererseits auch den Umgang mit möglicherweise begleitenden Tätern, zudem sollten die Praxen über rechtliche Chancen und Risiken informiert sein. Wichtig ist die Erfassung der Gewaltsignale auch hinsichtlich der sich zeigenden erwartbaren weiteren Entwicklung, beispielsweise, wenn Gefahr für Leib und Leben droht.
Jetzt neu: Fluoridlack als Kassenleistung
Für Milchzahnkinder und Kinder im frühen Zahnwechsel – bis zu ihrem 6. Geburtstag – zahlen seit dem 24. April 2024 die gesetzlichen Krankenkassen eine Fluorid-Lack-Behandlung. Und das unabhängig davon, wie hoch das Kariesrisiko beim jeweiligen Kind ist. Karies sei bei Milchzähnen noch immer ein großes Problem, sagt die Bundeszahnärztekammer in einem Beitrag des Mundgesundheits-Informationsdienstes proDente, Eltern sollten dieses neue Angebot, zusammen mit den Vorsorge-Untersuchungen, in Anspruch nehmen. Fluoridlack sorgt für das Einbauen von Speichel-Mineralien in den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säure-Schäden und damit das Entstehen von Karies. Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) begrüßt die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses, Fluoridlack zu einer Kassenleistung zu machen. Damit fallen auch unterschiedliche Regelungen weg, wann Fluoridlack bezahlt wird und in welchem Alter und bei welchen gesundheitlichen Voraussetzungen. Der Gemeinsame Bundesausschuss, der über die Aufnahme von Behandlungsverfahren in die gesetzlichen Krankenkassen-Leistungen entscheidet, sah die Ausweitung des Einsatzes von Fluoridlack aufgrund seiner effektiven, sicheren und anwendungs-freundlichen Nutzung zur Vermeidung frühkindlicher Karies als sinnvoll an. Damit müssen die Zahnarztpraxen nicht auf erste Kariesschäden warten, um mit Fluoridlack ein Voranschreiten zu stoppen, sondern sie können schon die Entstehung erster Schmelzschäden verhindern helfen. Ein Gewinn ist das insbesondere für Kinder in solchen Familien, in denen regelmäßige Zahn- und Mundpflege nicht in der empfohlenen Intensität und Regelmäßigkeit erfolgt. Der Lack wird gezielt auf die Stellen mit dem höchsten Kariesrisiko aufgetragen.
Mundgeruch: Wo kommt er her?
Mundgeruch heißt so, weil der Geruch aus dem Mund kommt – und in der Regel hat er auch hier seinen Ausgangspunkt: Bestimmte Bakterien produzieren ihn bei ihren Stoffwechselvorgängen. Mundgeruch („Halitosis“) kann zwar auch aus dem Verdauungstrakt kommen oder schlichtweg mit geruchs-starken Lebensmitteln zusammenhängen, die ihre intensiven Aromen im Mund- und Rachenraum hinterlassen haben: Letztlich ist der Anteil dieser Quellen für den Mundgeruch aber vergleichsweise eher selten. Bleiben wir also im Mund und schauen, was hier passiert. Das haben sehr intensiv auch gerade japanische Zahnmedizin-Wissenschaftler gemacht. Dabei haben sie die unterschiedlichen Bakterienfamilien, die bei guter Mundhygiene im Mund in Frieden miteinander leben, in den Blick genommen – und herausgefunden, dass bei einer ungünstigen Zusammensetzung der Bakterien-Gruppe der Stoffwechsel der Keime zu unangenehmem Geruch führt. Insbesondere Keime, die in Zahnfleischtaschen leben und auf der Zungenoberfläche, sind für Halitosis verantwortlich. Was die Wissenschaftler entdeckten, könnte dabei helfen, Mundgeruch zu bekämpfen oder ihn zu vermeiden: Die Stoffwechsel-Ausscheidungen einer bestimmten Bakteriengruppe (Streptococcus gordonii) aktivierte ein anderes Bakterium (Fusobacterium nucleatum), und das wieder produzierte dadurch große Mengen an „Geruch“. Bisher gibt es noch kein Wässerchen, das den Mundgeruch nachhaltig beseitigt, insofern sind nach wie vor eine (bei Mundgeruch besonders sorgfältige) Zahn- und Zahnzwischenraumpflege sinnvoll und ein Check in der Zahnarztpraxis, ob sich vielleicht unter einer gelockerten Zahnfüllung etwas tut, was zu Mundgeruch führen könnte.
Brennender Mund: neuer Behandlungsansatz
Zu den unangenehmen bis stark belastenden Mundgesundheitsstörungen gehört der „brennende Mund“ (BMS / Brennendes Mund-Syndrom). Während man bei der Suche nach den Ursachen bisher zu der Einschätzung kam, dass ziemlich viele Faktoren zusammenkommen müssen oder können, um zu dieser sehr schmerzhaften Störung zu führen – daher die Bezeichnung „Syndrom“ – ist man bei der Suche nach einer spürbaren Linderung der Beschwerden durch Behandlung nun etwas weiter. Eine zahnmedizinische Forschergruppe der Hadassah-Universität in Jerusalem hat kürzlich vielversprechende Ergebnisse mit einem Photobiomodulations-Verfahren erzielen können. Dabei handelt es sich letztlich um eine Art niedrig-dosierte Laserbehandlung: Licht wirkt auf die Zellen und verändert diese. Festgestellt haben die Wissenschaftler, dass sie nach jeder Behandlung ein deutliches Nachlassen der Schmerzen verbuchen konnten, auf der Schmerz-Skala von zuvor durchschnittlich 7,80 auf dann 2.07. Auch wenn die Schmerzempfindung nach der Behandlungsphase minimal wieder angestiegen war, blieb das Schmerzempfinden auf erheblich niedrigerem Niveau als vor der Behandlung. Besonders intensiv wirkte das Verfahren bei betroffenen Männern und wenn der brennende Mund eher einseitig war. Weitere Forschung ist notwendig, um diese Erkenntnisse zu untermauern und praxis-gängige Verfahren zu entwickeln, aber es gibt Hoffnung, dass sich für die schmerzgeplagten BMS-Patienten etwas in eine hilfreiche Richtung bewegt.
E-Zigaretten: Periimplantitis-Risiko
Nicht zuletzt allen Patienten, denen eine Versorgung mit einem Dentalimplantat bevorsteht oder die bereits eines erhalten haben, ist mit auf den Weg gegeben worden, dass das Rauchen die Einheilung belastet und erschwert. Die Bekämpfung der Entzündungszellen im Operationsgebiet ist durch die Rauch-Folgen reduziert. Nun hatte mancher Raucher oder Ex-Raucher die Hoffnung, dass der Umstieg auf die „E-Zigarette“ hier eine Lösung sein kann. Noch ist die Studienlage dazu dürftig, aber die ersten Erkenntnisse einer großen internationalen Forschergruppe dürften weitere wissenschaftliche Studien anregen, die hier in Zukunft mehr Klarheit bringen: Ergebnis der Analyse von bisher erschienen Fachveröffentlichungen ist, dass die Nutzung von E-Zigaretten (Vaping) zu tieferen Zahntaschen und zu Knochenabbau führen kann. Da – von den Forschern so nicht erwartet – die Blutungsneigung beim Sondieren (Messung der Tiefe der Zahnfleischtasche um den Zahn/das Implantat) bei der E-Zigarette ebenso reduziert ist wie bei nikotinhaltigen Produkten, kann eine Entzündung rund um das Implantat spät bis zu spät erkannt und entsprechend nicht mehr rechtzeitig behandelt werden. Die negativen Auswirkungen von E-Zigaretten sind zwar niedriger als die bei klassischen Zigaretten, aber doch deutlicher als bisher vermutet. Weitere Forschung wird hier mehr Details ans Licht bringen.
Zufriedene Patienten: Stadtstaaten führen
Das Gesundheits-Technologie-Unternehmen Doctolib, das viele Patienten vor allem durch das digitale Terminvergabe-Angebot bei Arztpraxen im Umfeld kennen, ist in Zusammenarbeit mit dem Online-Umfrage-Anbieter YouGov der Frage nachgegangen, wo in Deutschland die mit ihrer Gesundheit und der medizinischen Versorgung zufriedensten Personen leben. Am wichtigsten war den an der repräsentativen Umfrage teilnehmenden über 1000 Antwortenden ab 18 Jahren die zeitliche Zuwendung durch die behandelnden Zahn/Ärztinnen und Zahn/Ärzte. An zweiter Stelle wurde ein rascher Praxis-Termin genannt, an dritter Stelle freundliches Praxis-Personal und an vierter Stelle, vor weiteren eher nachrangig als wichtig erachteten Themen, die Nähe der Praxis zum Wohnort. Im Ergebnis finden sich auf den ersten drei „Siegerplätzen“ die Stadtstaaten Bremen vor Berlin und Hamburg – dicht gefolgt vom Saarland. Baden-Württemberg, Bayern und Hessen landeten auf dem vorderen Mittelfeld, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Rheinland-Pfalz auf den letzten Plätzen im Zufriedenheits-Ranking.
Zahnmedizin in Deutschland: Wissenschaft weltweit führend
Wenn man die Leistungen von Wissenschaftlern und die Relevanz ihrer Forschungsarbeiten weltweit messen möchte, dann wertet man aus, wie oft ihre Veröffentlichungen unter den Top-„Papern“ in den renommierten internationalen Fachjournalen erschienen sind. Insgesamt, so das internationale Forscher-Team, das eine solche Relevanz-Untersuchung kürzlich abgeschlossen und veröffentlicht hat, sind zwischen 2012 und 2022 fast 500.000 Fachartikel in den weltweit führenden zahnärztlichen Journalen veröffentlicht worden, davon wurden lediglich knapp 300 als „Top-Paper“ anerkannt. Davon entfielen die meisten Veröffentlichungen auf wissenschaftliche Arbeiten aus den USA, bereits an zweiter Stelle weltweit finden sich aber Studien und Arbeiten von zahnmedizinischen Wissenschaftlern aus Deutschland. Für die hohe Qualität der zahnmedizinischen Wissenschaft und Forschung in Deutschland ist das eine beeindruckende Auszeichnung.
Zahnersatz: Hinweise für Allergiker
Auch wenn die für Zahnersatz genutzten Materialien gut verträglich sind und den hohen Anforderungen entsprechen, ist nicht auszuschließen, dass es individuelle Unverträglichkeiten bis hin zu Allergien gibt. Der Allergiepass, der nach einem entsprechenden Test ausgestellt wird, soll unbedingt auch dem behandelnden Zahnarztteam vorgelegt werden, empfiehlt der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente. Einerseits, weil eine Allergie eine Entscheidung für eine alternative Lösung erfordert, und andererseits, weil mögliche Mehrkosten für eine solche alternative Lösung bei bestätigter Allergie von den Krankenkassen bezahlt werden. Prof. Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl, Dental-Toxikologe an der Universität München, machte in dem Ratgeber-Beitrag deutlich, dass aufgrund diagnostischer Weiterentwicklungen nicht nur bereits vor einer Zahnersatz-Versorgung Klarheit über die Verträglichkeit der Werkstoffe gewonnen werden kann, sondern auch bereits eingesetzte Prothetik-Produkte als mögliche Ursache von Allergie- und nachweisbaren Unverträglichkeiten erkannt werden können. Der Dental-Toxikologe rät Allergikern, deren allergische Reaktionen auf Pollen, bestimmte Lebensmittel oder beispielsweise Pflaster nachgewiesen sind, sich auch auf Dentalwerkstoffe testen zu lassen: Die Wahrscheinlichkeit, auch hier eine allergische Reaktion zu entwickeln, sei erhöht. Dabei ist zu beachten, dass sich sowohl eine allergische Reaktion als auch Allergie-Tests nur auf freigesetzte Inhaltsstoffe von Zahnersatz beziehen – nur diese können auch zu messbaren Reaktionen führen. Informationen zum Thema gibt es auf www.dentaltox.com im Bereich für die Patienten.