Rauchen: Einfluss auf das Mikrobiom

Der Mund ist von Natur aus ein Ökosystem: Milliarden Bakterien in unterschiedlichen Familien (Mikrobiom) tragen dazu bei, dass der Soll-Zustand gehalten wird und die Mundfunktionen reibungslos funktionieren. Die Bakterienfamilien halten sich bei gesunden Voraussetzungen gegenseitig in Schach, so dass das Miteinander austariert ist. Kommt aber ungesundes Nutzungsverhalten wie Rauchen dazu, führt das zu Veränderungen in der Bakterienstruktur. Genau diese Entwicklungen hat kürzlich ein Forscherteam an der Universität in Michigan (USA) untersucht. Vergleichsstudien haben gezeigt, dass Raucher und Menschen, die nie geraucht haben, über ein anderes Mikrobiom verfügen. Insbesondere die Anzahl an aeroben Bakteriengruppen, die Sauerstoff für ihren Stoffwechsel benötigen, nahm bei den Rauchern deutlich ab. Es zeigte sich aber auch, dass deren Vorhandensein mit der Zeit nach einem Rauchstopp kontinuierlich wieder zunimmt. Nach fünf Jahren gleicht sich das Mikrobiom von Nicht-Rauchern und Ex-Rauchern wieder weitgehend an. Die Auswirkung von Rauchen auf das Mund-Ökosystem wirft für die zahnmedizinische Forschung neue Fragestellungen auf, beispielsweise, ob hier ein Grund für das erhöhte Risiko bei Rauchern für Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt: Möglicherweise spielen die aeroben Bakterien, die auf Umwegen den Blutdruck regulieren, eine größere Rolle als bisher gedacht. Dies durch weitere Studien intensiver beobachtet.

Wikinger und Mundgesundheit: fortschrittlicher als gedacht

Forscher der Universität Göteborg (Schweden) widmeten sich in einer Studie der Zahnheilkunde der Wikinger – und waren vom Ergebnis überrascht: Ihre Vorfahren in der Zeit vor dem 12. Jahrhundert waren deutlich besser in der Mundgesundheit als erwartet. Neue Erkenntnisse lieferten dabei die heute erweiterten Möglichkeiten moderner Röntgentechnik. Im Ergebnis zeigte sich, dass bei den Wikingern alle Kinder und Jugendlichen kariesfrei waren und auch rund 38 % der Erwachsenen. Bei den anderen rund 62 % der Älteren war die Anzahl karieserkrankter Zähne auch eher niedrig: Im Schnitt waren rund viereinhalb Zähne kariös, behandelt oder ausgefallen. Zahnverlust war das größte Mundgesundheits-Problem der Wikinger: Bis auf die Weisheitszähne gingen auf dem Lebensweg rund sechs Prozent aller Zähne verloren – im Vergleich zu heute ein sehr geringer Wert. Allerdings wurden die Wikinger auch nicht wirklich alt: Die zur Studie genutzten Überreste zeigten, dass die erwachsenen Personen im Alter zwischen 14 und 50 Jahren verstorben waren, im Schnitt mit 35 Jahren. Die untersuchten Kinder starben im Alter zwischen einem und zwölf Lebensjahren. Die Mundgesundheit wurde bei den Wikingern offenbar gut beobachtet: Es gibt Anzeichen, dass beispielsweise Zahnstocher genutzt wurden, um infizierte Zahnfleischränder/-taschen zu säubern, Vorderzähne wurden beschliffen und Infektionen behandelt. Beispielsweise entdeckten die schwedischen Forscher einen Molaren (Backenzahn), in den bis in die Zahnwurzel hinein Löcher gefeilt worden waren – vermutlich eine „Wurzelbehandlung“ der Frühzeit, um die starken Schmerzen einer Zahnwurzelentzündung zu reduzieren. Es wurde also mit viel Verständnis für Zusammenhänge behandelt.

Notfall: Zahnarztpraxen sind vorbereitet

Wie an jedem anderen Ort kann es auch in einer Zahnarztpraxis zu einem allgemeinmedizinischen Notfall kommen – von einer allergischen Schockreaktion bis hin zu einem Herzinfarkt. Das Team in der Zahnarztpraxis ist dabei in der Regel bestens geschult für eine solche Situation, die – das zeigt eine aktuelle britische Studie – durchschnittlich pro Zahnmedizin-Praxis nur einmal alle ein bis zwei Jahre auftritt.
Weit überwiegend hat das Praxisteam dabei Erste Hilfe zu leisten für Patienten mit Angina pectoris, einer möglichen Vorstufe eines Herzinfarktes. Aber auch auf alle weiteren möglichen Notfälle sind die Zahnarztpraxen vorbereitet: Den Daten der genannten Studie zufolge nehmen rund 90 % aller Praxen an einer jährlichen Notfall-Schulung teil. In Deutschland bieten alle Zahnärztekammern und viele weitere Fachanbieter Fortbildung in Notfallmanagement. Die Kurse sind immer gut belegt, weil – das bestätigt auch die britische Studie – sich die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ihrem Praxisteam gut damit fühlen, für alle unplanmäßigen medizinischen Herausforderungen gewappnet zu sein. Das ist auch ein gutes Signal an die Patienten, von denen nicht wenige mit Vorerkrankungen oder allgemeingesundheitlichen Risiko-Faktoren belastet sind. Von Wiederbelebung über Herzdruckmassagen bis hin zum medikamentösem Notfalleinsatz sind Zahnarztpraxen gut geschult.

Zahnersatz: richtig pflegen je nach Art

Es gibt sehr unterschiedliche Wege in der modernen Zahnmedizin, den Verlust durch einen verloren gegangenen Zahn durch einen zahntechnisch hergestellten Zahnersatz auszugleichen: Die Vielfalt der Möglichkeiten ist ein sehr erfreuliches Angebot für die Patienten, die über eigene Prioritäten entscheiden können. Mit dem Einsetzen des ausgewählten Zahnersatzes ist es aber nicht getan: Das Risiko lauert in bakteriell belasteten Belägen. Hier finden sich oft auch Pilze, die zu einem erheblichen Gesundheitsrisiko führen können. Der Zahnerhaltungs-Spezialist und Präventivzahnmediziner Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke sagte entsprechend in einem Fachbeitrag einer Zahngesundheit-Organisation, dass sorgsame Prothesen-Hygiene sowohl die Lebensdauer des Zahnersatzes verlängere als auch Krankheiten vorbeuge. Fluoridierte Zahnpasta müsse ebenso wie bei den eigenen Zähnen auch zweimal täglich bei festsitzendem Zahnersatz genutzt werden. Zudem seien die Zahnzwischenräume mit einzubeziehen – mit passenden Zahnzwischenraum-Bürstchen und/oder spezieller Zahnseide. Besonders beachten solle man dabei den Übergang von Zahn, Zahnersatz und Zahnfleisch und, sofern man ein Zahnwurzelimplantat trägt, auch die Umgebung der Durchtrittsstelle zwischen Krone und Wurzel. Natürlich benötigt auch herausnehmbarer Zahnersatz kontinuierliche Pflege, beispielsweise mit einer speziellen Zahnbürste und Zahncreme oder flüssiger Seife. Was Sinn macht: hin und wieder die Prothese in der Zahnarztpraxis oder im Zahntechnik-Labor fachgerecht reinigen lassen.

Paranüsse: nur gesund oder auch riskant?

Nüsse ganz allgemein gelten als gesund, sie enthalten viele wichtige Nährstoffe und haben nachweislich eine positive Wirkung beispielsweise auf die Blutfettwerte. Sie bringen aber auch viele Kalorien mit und sind entsprechend zurückhaltend zu genießen. Nun warnte das Bundesamt für Strahlenschutz sogar Schwangere, stillende Mütter und Kinder, eine bestimmte Nuss-Sorte zu sich zu nehmen: Paranüsse – anders als heimische Nussarten – enthielten ungewöhnlich hohe Anteile an radioaktivem Radium, und dieses könne sich in Knochen und Zähne einlagern. Paranussbäume nehmen das in der Natur der tropischen Regenwälder vorkommende radioaktive Element über die Wurzeln auf und leiten es weiter bis in die Nüsse. Der Verzehr von Paranüssen sei für gesunde Erwachsene unbedenklich, aus Vorsichtsgründen sollten aber stillende und schwangere Frauen sowie Kinder auf andere Nussarten ausweichen. Das in den Knochen und Zähnen eingelagerte Radium könne über Plazenta und Muttermilch an die Kinder weitergegeben werden. Zwar nehme jeder Mensch ohnehin radioaktive Stoffe aus der Umwelt und Natur auf, es gebe aber eine Begrenzung, ab wann die aufgenommene Menge zu einem Risiko werden könnte. Paranuss-Genießer erreichen oder überschreiten diesen Grenzwert deutlicher als Menschen, die auf diese importierten Nüsse verzichten. Da Kinder einen kleineren Körper und einen empfindlicheren Stoffwechsel haben, liegt ihr eigener Grenzwert deutlich unter dem der Erwachsenen.

Tag der Zahngesundheit 2024: Schwangerschaft im Fokus

Seit über dreißig Jahren gehört der 25. September in Deutschland der Mundgesundheit: Am traditionellen „Tag der Zahngesundheit“ stellen eine Vielzahl von Organisationen aus dem Gesundheitsbereich sowie Vertretungen spezieller Zielgruppen ein besonderes Thema in den Mittelpunkt von tausenden kleinen und großen Aktionen. Im Jahr 2024 steht die Phase der Schwangerschaft im Fokus. Entsprechend heißt das diesjährige Motto des Tages der Zahngesundheit am 25. September 2024 „Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“ Während bei früheren Themen häufig die Kinder im Blickpunkt standen, sind es diesmal die werdenden Mütter. Eine Schwangerschaft verändert deutlich die hormonellen Abläufe im Körper und hat direkt, aber auch indirekt über den Blutkreislauf oft deutliche Auswirkungen auf das Ökosystem Mund. Bekannt sind beispielweise Zahnfleischschwellungen und erhöhte Blutungsneigung. Nicht nur eine ausgewogene Ernährung, sondern auch eine gute Mundgesundheit trägt viel zu einem komplikationslosen Verlauf einer Schwangerschaft bei. Der Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit greift eine Vielzahl an Themen und Mythen auf wie beispielsweise diesen, dass angeblich jede Schwangerschaft die Mutter einen Zahn koste. Und ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Stillen und Karies des Kindes. Denn auch wenn die junge (werdende) Mutter im Blickpunkt steht: Natürlich wird es auch um die ersten Lebenswochen und Monate des Kindes gehen und darum, was hinsichtlich Vorsorge und gesunde Zahn- und Mundentwicklung „von Anfang an“ beachtet werden muss.

Zähneputzen: Gibt es eine Regel für alle?

Welches der richtige Weg ist, die eigenen Zähne rundherum sauber zu bekommen, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab: Natürlich braucht ein vollständiges jugendliches Gebiss eine andere Pflege als das einer älteren Person mit Zahnersatz. Trotzdem gibt es ein paar Kernaspekte, die für alle gelten – und die hat der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente kürzlich zusammengestellt. Für alle Menschen und alle Altersklassen gilt, dass man erstens zweimal täglich seine Zähne sorgfältig reinigen soll und zwar mit einem fluoridhaltigen Mundhygieneprodukt. Und dass, zweitens, Zähne rundherum sauber werden müssen, auch an den Seiten, also in den Zahnlücken zwischen den Zähnen. Drittens gibt es keine Zähne, die zeitlich längere oder kürzere Pflege benötigen: Alle haben eine gleich intensive Putzdauer verdient. Und wie steht es um die berühmten drei Minuten als ideale Zahnputzdauer? Die Empfehlung entbehre eigentlich einer wissenschaftlichen Grundlage, sagt Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin (Universität Witten-Herdecke). Die ideale Zahnputzlänge hänge halt mit der Situation im Mund zusammen und ob man eine Hand-Zahnbürste oder eine elektrische nutzt – es könnten zwei, aber auch fünf Minuten sein, bis das Ziel der sorgfältigen Hygiene erreicht sei.

Interdisziplinär: Was dieser Ansatz bringt

Bei Berichten über interdisziplinäre Herangehensweise wird geschildet, wie – im medizinischen Bereich – Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten. Im Vorfeld der diesjährigen Tagung der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) erklärte der Rostocker Universitätsmediziner Prof. Dr. Peter Knopp in einer kieferorthopädischen Fachzeitschrift an Beispielen, was das konkret bedeuten kann. Das beginne damit, sagt er, dass man mit unterschiedlichem Blick, mit unterschiedlichen Methoden und mit unterschiedlichem Zugang zum Problem den betreffenden Patienten betrachte. Am Beispiel „Schlafapnoe (Atemaussetzer) bei Kindern“ beschrieb er, wie Fachzahnärzte für Kieferorthopädie, Fachärzte für Anatomie, solche für Kinder- und Jugendmedizin zusammen mit Psychologen und Zahntechnikern eine spezielle Gaumenplatte für das Kind gestalteten, die die angeborene Fehlbildung korrigieren half. Der unterschiedliche Blickpunkt auf die Situation des Patienten ermögliche verschiedene objektive Beurteilungen, was aus Sicht des jeweiligen Fachgebietes medizinisch relevant ist – aber auch unterschiedliche Einschätzungen hinsichtlich der individuellen Bedürfnisse des Patienten. Der Aufwand ist erheblich – in manchen Situationen aber auch zielführender und nachhaltiger im Ergebnis. Interdisziplinäres Vorgehen gehört bei den sogenannten Schwerpunktpraxen in der Regel zum Behandlungskonzept.

Light-Produkte: besser für die Zähne?

Die deutsche Bevölkerung ist durchaus sensibilisiert für die unerfreulichen „Nebenwirkungen“ von Zucker, und viele Menschen greifen daher zu Produkten, die als zuckerfrei gelten. Das ist gut gemeint, aber nicht in jedem Fall gut gemacht, denn nicht jede Zucker-Alternative ist auch eine. Wie Studien und auch Empfehlungen von Gesundheitseinrichtungen zeigen, sind Zuckeralternativen wie Fructose oder weitere auf „ose“ endende Zusatzstoffe auch nichts anderes als Zucker, nur halt nicht der weiße Raffinade-Zucker, wie man ihn aus dem Haushalt kennt. Etwas anderes sind Süßstoffe, die als Zuckerersatzstoffe weder Auslöser von Karies noch von schädlichen Zahnbelägen sind: Die Mundbakterien können den chemischen Zuckerersatz nicht verstoffwechseln. Zudem sind Süßstoff-Produkte, was ihren „Zuckergehalt“ betrifft, kalorienarm. Wie eine aktuelle Studie des Süßstoffverbandes zeigt, nutzen drei Viertel der 1000 Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile mindestens einmal wöchentlich Süßstoff-Produkte, die Hälfte aller Studienteilnehmer nutzt sie täglich. Light- und Zero-Produkte würden nicht als zweit Wahl erachtet, sondern gezielt gekauft. Ganz unkritisch sind diese Produkte aber nicht: Es gibt Überlegungen, im Rahmen eines Kinder-Lebensmittel-Werbegesetzes Süßstoffe zu verbieten. Mehrere Studien befassen sich mit ungesunden Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel und den Darm. Vor allzu intensiver Nutzung wird von kritischer Seite daher gewarnt.

Kinder-Zahnpflege: elektrisch gewinnt

Während sich elektrische Zahnbürsten bereits bei vielen Erwachsenen durchgesetzt haben – auch weil sie mit besseren Erfolgen bei der Mundhygiene punkten – standen bei Kindern bisher vor allem Handzahnbürsten im Blick. Das Sortiment von Kinderprodukten für die Zahnpflege ist dabei vielfältig, oft kindlich-bunt und meist auf den Bedarf der jeweiligen Altersgruppe ausgerichtet. Nun kommen noch spezielle elektrische Zahnbürsten dazu, die – das berichtete gerade eine israelische Wissenschaftlergruppe – sogar die Ergebnisse guter Arbeit mit einer Handzahnbürste noch toppen. Sie hatten für ihre Studie zwei Gruppen von Kindern begleitet und hinsichtlich der Mundpflege regelmäßig kontrolliert, um einen Vergleich der Reinigungseffizienz bei den beiden Zahnpflege-Techniken ziehen zu können. Die ältere Kindergruppe (7 – 10 Jahre) putzte selbst, bei der Jüngeren (3 – 6 Jahre) putzten die Eltern. Die Bilanz zum Studienabschluss war deutlich: In der älteren Kindergruppe hatten fast alle, die eine elektrische Zahnbürste nutzten, sehr viel weniger Zahnbelag als die Handzahnbürsten-Kinder, und im jüngeren Jahrgang hatte die „Gruppe elektrische Bürste“ ebenfalls mehrheitlich weniger Plaque als die Kinder mit Handzahnbürste. Die Bilanz der Wissenschaftler: Richtig angewendet bringt eine spezielle elektrische Kinderzahnbürste einen Gewinn an mehr Hygiene und weniger Belastungen für Zähne und Zahnfleisch-Entzündungen als eine Handzahnbürste