Zahnspangen: antibakterielle Kaugummis sinnvoll?

Es sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die heutzutage mit Zahnspangen (kieferorthopädische Apparaturen) zu sehen sind. Ob festsitzend in Form aufgeklebter „Brackets“ oder herausnehmbare Konstruktionen: Eine Korrektur von Zahnfehlstellungen kann sogar in höherem Alter noch sinnvoll sein, um die Mundgesundheit und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. Da diese Apparaturen auf den Zähnen sitzen, ist der Zahnschmelz für die normale Zahnbürste nicht mehr an allen Stellen ohne größeren Aufwand zugänglich: An den Rändern der Brackets und Spangen bildet sich deshalb leicht Zahnbelag, der zu einem Risiko für die Zahngesundheit werden kann, aber auch für Entzündungen des Zahnfleisches. Neben speziellen Einbüschelzahnbürsten und Zahnzwischenraumbürstchen, die herausfordernde Bereiche rund um die Apparaturen reinigen können, wird auch der Einsatz von Kaugummi diskutiert: Beim Kauen entsteht viel Speichel, der als wichtiger Reinigungsfaktor die Mundhygiene unterstützt. Daraus ließe sich aber noch mehr machen, überlegte eine deutsche Wissenschaftlergruppe, und startete eine hochwertige Studie an 52 vor allem jungen Kieferorthopädie-Patienten: Ziel war herauszufinden, ob solche Kaugummis, wenn man sie mit antibakteriellen Wirtstoffen anreichert, dieser Zahnbelags-Bildung entgegenwirken könnten. Insbesondere ätherische Öle (beispielsweise Ingwer, Zitrone, Ginseng, Zimt…) wurden dafür der Kaugummi-Grundmasse beigefügt. Das Ergebnis dieser Studiengruppe lautet: Kaugummi allein ist schon tatsächlich sinnvoll. Ob antibakteriell angereicherte Produkte aber wirklich einen Mehrwert bieten, müsse erst noch weiter und über längere Studienverläufe geprüft werden. Sie schaden aber auch nicht. Andere Studien sehen auch Erfolge. Es bleibt also derzeit noch offen, welches Potential dieser Plaque-reduzierende Weg bietet, hierzu gibt es vermutlich in Zukunft interessante weitere Erkenntnisse.

E-Zigaretten: Gebrauch bei Jugendlichen gestiegen

In Großbritannien sind die Zahlen von Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und17 Jahren, die E-Zigaretten (Vapes) nutzen, innerhalb von zehn Jahren erheblich angestiegen: Waren es 2014 noch 1,7 Prozent, sind es im Jahr 2024 bereits 7,6 Prozent. Verfügbar sind dort Vapes in kindgemäßen bunten Farben, Geschmacksrichtungen und Designs, insbesondere bei Einweg-Produkten. Die britische Gesundheitsbehörde weist darauf hin, dass diese auf Kinder als Kunden abzielenden Produkte zu Nikotinsucht führen können und weiteren Belastungen für die Gesundheit. Das Einatmen und entsprechende Einwirken von giftigen Stoffen auf die Mundschleimhaut kann, so lassen erste Untersuchungen vermuten, zu Zungenkrebs, Mund- oder Rachenkrebs führen – auch, wenn die Giftstoffe beim Vaping erheblich niedriger dosiert sind im Vergleich zum Zigarettenrauchen. Die Stoffe im Vape-Dampf werden als Risikofaktoren für Lungenschäden erachtet und sind offenbar zumindest ursächlich mitbeteiligt an chronischem Husten – auch hier wieder deutlich niedriger als dies bei Zigaretten der Fall ist, aber eben nicht folgenlos. Wo sich Zigarette und E-Zigarette gleich schädigend auswirken, ist der Mund: Die wissenschaftliche Europäische Fachgesellschaft für Parodontologie weist darauf hin, dass insbesondere das Zahnfleisch, aber auch andere Bereiche im Mund bei Rauchenden – unabhängig ob Zigarette oder E-Zigarette – in schlechtem Zustand sind. Während Raucher allerdings in der Regel wissen, dass ihr Verhalten schädigend ist, gehen Vaper Umfragen zufolge davon aus, das „Dampfen“ sei vergleichsweise gesund. Nikotin beispielsweise, so die Wissenschaftler, verringere aber die Durchblutung des Zahnfleisches, unabhängig davon, wo das Zellgift herkommt. Auch der Zahnhalteapparat, das Parodontium, kann bis in den Knochenbereich geschädigt werden. Viele Gründe also gibt es, warum das britische Gesundheitsministerium jetzt per Gesetz Werbung und Marketing eingeschränkt hat und den Verkauf der Produkte beschränkt.

Rheumatoide Arthritis: parodontale Erreger in Verdacht

Die Reihe der Allgemeinerkrankungen, die in Verbindung stehen mit der Zahnbettentzündung Parodontitis, wird immer länger. Nach beispielsweise Diabetes und Herzerkrankungen ist nunmehr auch ein Zusammenhang bestätigt worden zwischen der Infektion im Mund und der Entstehung einer rheumatoiden Arthritis. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Gelenke, oft sind auch innere Organe mitbetroffen. Dass es sich in beiden Fällen um Folgen bakterieller Infektionen handelt und sich dabei Keime in den Gelenken zeigten, die der Wissenschaft bereits aus Parodontitis-Untersuchungen vertraut sind, hat zwar einen Zusammenhang angedeutet: Nicht bekannt war aber bisher, was genau auf der molekularen Ebene abläuft. Hier hat nun ein Team japanischer Wissenschaftler nachgeschaut: Was passiert bei den Genen, bei den Zell-Molekülen, bei den Proteinen? Die Molekular-Medizin schaut genauer hin und überprüft, wann und wie Zellfunktionen nicht mehr „normal“ funktionieren und, beispielsweise, zu Krebs-Zellen werden. Hinsichtlich der rheumatoiden Arthritis haben sich Erkenntnisse ergeben, die erstens die enge Verbindung der Gelenkentzündung zu den Mundbakterien belegen und zweitens auch nachweisen, wie diese Bakterien zur Verschlimmerung der rheumatischen Arthritis beitragen. Die Erkenntnisse werden nun dahingehend ausgewertet, ob und wie sich eine Verbesserung der bisherigen Behandlungsverfahren erreichen lässt – beispielsweise, indem die Aktivierung derjenigen Zellen, die für die Entwicklung oder das Voranschreiten der Entzündung verantwortlich sind, gebremst wird. Wenn die Entstehung einer Parodontitis durch entsprechende Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrolle und Prophylaxe vermieden werden kann, sinkt entsprechend das Risiko, allgemeingesundheitliche Folgeerkrankungen zu erleiden.

Neue Studie: Früherkennungsuntersuchung wirkt

Junge Eltern lernen das, erfahrene Eltern wissen das: Mit seinem Kind sollte man regelmäßig zu den empfohlenen Kontrolluntersuchungen gehen. In welchen Zeitabschnitten man die von den Krankenkassen bezahlten Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen sollte, ist im sogenannten „Zahnärztlichen Kinderuntersuchungsheft“ aufgelistet, das es beim Zahnarzt oder der Krankenkasse gibt. Die erste ist für den 6. – 7. Lebensmonat vorgesehen, die letzte in dieser Reihe steht an für das 7. Lebensjahr. Aber bringt das zahnärztliche Vorsorgeprogramm auch wirklich etwas? Zwar wird das allseits erwartet – nur wissenschaftlich nachgeprüft wurde der direkte Zusammenhang bisher nicht. Jetzt aber liegen Daten vor: Vor wenigen Wochen veröffentliche eine Studiengruppe der Universität Leipzig Ergebnisse ihrer entsprechenden Untersuchungen. Diese hatten Mundgesundheitsdaten aus verschiedenen Quellen wie beispielsweise Abrechnungsdaten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und Erhebungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege ausgewertet. Kern der Studie war die Frage, ob die Vorsorgeuntersuchungen einen Einfluss haben auf den Zahn- und Mundgesundheitszustand von Kindern im Alter von sechs und sieben Jahren. Dies sei bestätigt, so die Bilanz der Wissenschaftler. Seit die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen als Programm eingeführt worden seien, zeigten die Kinder im Zeitraum rund um ihre Einschulung deutlich geringere Zahnschäden oder Zahnverlust durch Karies. Zwar könnte nicht für jedes Kind ein direkter kausaler Zusammenhang ermittelt werden, die steigende Anzahl der an der Vorsorge teilnehmenden Kinder verlaufe aber parallel zur steigender Zahn- und Mundgesundheit. Die Wissenschaftler appellieren daher an die jungen Eltern, das für sie und ihr Kind entwickelte Angebot der zahnärztlichen Kontrolltermine auch anzunehmen.

Unerkannte Schlaf-Apnoe: Zahnärzte können helfen

Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie unter einer Schlaf-Apnoe leiden, einer nächtlichen Atemblockade, in der Regel begleitet von Schnarchgeräuschen. Sie erleben sich selbst zwar oft als tagmüde, schnell gestresst und erschöpft, bringen das aber nicht mit nächtlichen Atemaussetzern in Verbindung. Die Folgen der Atemstörung gehen über das alltägliche Befinden meist deutlich hinaus und können lebensgefährlich werden, daher ist es wichtig, dass eine Schlaf-Apnoe frühzeitig erkannt wird. Bleibt sie verborgen, können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck die Folge sein – mit den bekannten Risiken für Schlaganfall, Herzinfarkt und gefährliche Überlastungen der Herzfunktion. Um mehr Patienten die Chance auf hilfreiche Diagnostik und Therapie zu ermöglichen, ist es sinnvoll, auch diejenigen Betroffenen zu erreichen, die von ihrer Atemstörung nichts wissen und insofern auch keinen Arzt aufsuchen. Eine große zahnärztliche Zeitschrift wies kürzlich ihre Leserschaft auf Symptome hin, die Signale für eine Schlaf-Apnoe sein können – verbunden mit der Empfehlung, entsprechende Patienten an ein schlafmedizinisches Netzwerk zu überweisen. Die Signale, auf die das Team in der Zahnarztpraxis achten und diese auch in einem entsprechenden Datenbogen erfassen sollten, sind teilweise solche, die auch Laien einen neuen Blick auf Betroffene ermöglichen und dazu anregen könnten, eine Fachpraxis aufzusuchen: Tagesmüdigkeit ohne bewussten Schlafmangel, Einschlafen vor dem Fernseher und dem ausgewählten Film, vielleicht Zähneknirschen – oder auch Medikamente gegen Bluthochdruck, die dem Betroffenen verschrieben wurden. Alles kann einen Anlass bieten, sich zumindest mit der Frage zu befassen, ob eine Schlaf-Apnoe vorliegt und wie diese dann behandelt und den belastenden Auslösern vorgebeugt werden kann.

Parodontitis-Behandlung: Pflaster im Test

Die Zahnbett-Entzündung „Parodontitis“, die nicht nur zu Zahnverlust führen kann, sondern auch in vielfältiger und riskanter Weise die Allgemeingesundheit belastet, wird in der Regel in einem Zusammenspiel aus verschiedenen Therapiemaßnahmen behandelt: Dabei geht es einerseits darum, die schädlichen Bakterien zu entfernen und den betroffenen Bereich von allen Belägen und Keimbelastungen zu reinigen – und andererseits die Bakterien durch antibakterielle Medikamente in den Griff zu bekommen und an weiterem Wachstum zu hindern. Eine große Rolle spielen hierbei Antibiotika. Da viele Menschen inzwischen resistent geworden sind und auf bisher bekannte Antibiotika nicht mehr ansprechen, suchen Wissenschaftler nach neuen Wirkstoffen und neuen Produkten. Hier ist eine Wissenschaftlergruppe an einer Universität in Kalifornien einen spannenden Schritt weitergekommen: Sie entdeckten einen neuen antibiotisch wirkenden Stoff, der nicht nur die Bakterien vor Ort bekämpft, sondern sogar das Immunsystem anregt, selbst anti-entzündliche Stoffe an die Infektionsstelle zu senden. Das neu entwickelte Produkt bleibt in Form eines Mikronadelpflasters bis zur Selbstauflösung an den Parodontitis-Stellen im Mund und sondert in dieser Zeit schmerzfrei die Wirkstoffe ab. Nach weiteren Prüfungen des Verfahrens steht bei überzeugenden Ergebnissen die Entwicklung entsprechender Produkte an, die die bisherige Parodontitis-Behandlung um ein neues Verfahren erweitern könnte.

Kindergetränke: zuviel Zucker

Dass Zucker den Zähnen schadet, weiß inzwischen ein Großteil der Bevölkerung. Bakterien in den Zahnbelägen nehmen den Zucker auf und scheiden Säure aus, der den Zahnschmelz auflöst. Sind die Zähne perfekt gepflegt, ist nur wenig Zahnbelag vorhanden und damit das Risiko von Zahnschmelzschäden reduziert. Allerdings ist es zumal bei Kindern, die sich gegen Mundpflege wehren, kaum zu schaffen, wirklich plaquefreie Zähne zu erreichen. Insofern macht es Sinn, an der anderen Seite des Karies-Risikos zu arbeiten: wenig bis keinen Zucker aufzunehmen. Das ist allerdings nicht so einfach, stellte kürzlich die Verbraucherorganisation „foodwatch“ fest: In einer Marktstudie an über 130 entsprechenden Produkten fand man heraus, dass über 85 Prozent aller für Kinder angebotene Getränke mehr als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthielten, das bedeutet: mehr als anderthalb Stück Würfelzucker auf nicht einmal 2 Eierbecher Flüssigkeit. Untersucht wurden Limonaden, Fruchtgetränke, Energy-Drinks und andere Getränke. Trinkpäckchen, die bei Kindern und manchen Eltern besonders beliebt sind, zeigen einen besonders hohen Zuckergehalt. Während in manchen Ländern bereits über eine Art „Zuckersteuer“ bei Kindergetränken/Kinderlebensmitteln nachgedacht oder diese bereits umgesetzt wird, beispielsweise in Großbritannien, denken andere Länder über ein entsprechendes Gesetz noch nach. Markttests in Ländern mit Zuckersteuer oder vergleichbaren Maßnahmen zeigen, dass der Zuckerkonsum erheblich zurück ging. Eltern und Betreuer von Kindern müssen aber nicht auf Gesetze warten, sondern können eigeninitiativ für die Zahn-/Gesundheit ihrer Kinder sorgen, indem sie gezuckerte Lebensmittel gar nicht erst kaufen und dafür zu Mineralwasser, erfrischenden selbst aufgebrühten Kräutertees oder zuckerfreiem Instant-Getränkepulver für selbstgemachte Limonaden greifen.

Etwas verschluckt: was tun?

Es ist manchmal schnell passiert: Man hat etwas verschluckt, was nicht für den Weg durch den Rachen gedacht war, einen Obstkern oder eine Gräte beispielsweise, bei kleinen Kindern können es auch Verschlüsse, Spielsteine oder gar Arzneimittel sein. Nicht selten ist es dann überlebenswichtig, das verschluckte Objekt rasch und auf bestem Wege wieder aus dem Körper herauszubringen. Eine kanadische Wissenschaftlergruppe hat sich angeschaut, welche Maßnahmen Laien in solchen Fällen anwenden – und diese verglichen mit notfallmedizinischem Wissen. Daten von rund 3700 Fällen standen dafür zur Verfügung. Dabei zeigte sich auch, dass rund 80 % aller Aspirationen (Verschlucken von Fremdkörpern) durch feste Nahrung ausgelöst wurden und dass die meisten Betroffenen entweder älter als 65 Jahre waren oder jünger als ein Jahr. Untersucht wurde, welche Verfahren die meist unerfahrenen Ersthelfenden angewandt hatten: Fast jeder zweite nutzte das „Heimlich-Manöver“ (in Kurzform: von hinten beide Hände auf den Oberbauch und ruckartig drücken). Ein Drittel nutzte Schläge auf den Rücken und rund jeder Fünfte die sogenannte Thoraxkompression mit Drücken auf den Oberkörper. In dreiviertel aller Fälle konnte durch den Einsatz der Ersthelfenden der Fremdkörper entfernt werden, von den Fällen, wo dies nicht gelang, starb jeder zweite. Im Austausch mit Notfallmedizinern und durch Auswertung der Daten zeigte sich, dass es lebensrettend sein kann, wenn sofort und damit bereits vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes von Umstehenden der Versuch unternommen wird, das verschluckt Objekt zu beseitigen. Das Ergebnis der Studie: „Schläge auf den Rücken“ erwies sich mit Abstand als der effektivste Weg, verschluckte Fremdkörper wieder loszuwerden.

Medikamente bei Zahnbehandlungsschmerz: neue Empfehlungen

Nicht immer sind zahnärztliche Behandlungen schmerzarm: Wenn ein Zahn gezogen werden muss, ist das ein deutlicher Eingriff in das biologische System, der Körper reagiert unter anderem mit Blutungen und mit Schmerz. Im Sinne der Patienten ist gewünscht, dass der Schmerz nicht so stark spürbar ist, andererseits soll aber auch die biologische Antwort auf die schmerzende Stelle nicht unterdrückt werden: Das Immunsystem erhält, vereinfacht gesagt, die Information, dass hier „Heilung“ notwendig ist, und schickt entsprechende Immunstoffe. Kein Wunder also, wenn es für Wissenschaftler und Praktiker eine erhebliche Herausforderung darstellt, nach zahnärztlichen chirurgischen Eingriffen den Patienten die Schmerzen zu nehmen und dennoch die biologische Heilung nicht zu blockieren. Die American Dental Association (ADA) hat kürzlich die bestehenden Leitlinien zur Medikamenten-Gabe geprüft und aktualisiert, einerseits mit dem Blick auf Medikamenten-Gruppen, andererseits hinsichtlich unterschiedlicher Patienten-Altersgruppen von Kindern bis ältere Erwachsene. Die entsprechenden Empfehlungen werden hierzulande beispielsweise von der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) – auch auf nationale Besonderheiten hin – überprüft und gehen entsprechend aufbereitet den Zahnarztpraxen zu. Solche Empfehlungen und Leitlinien sorgen dafür, dass die Patienten in den zahnmedizinisch ausgerichteten Praxen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft behandelt werden. Und so trägt letztlich auch der Schmerz dazu bei, dass sich die Behandlungsschritte ständig verbessern und an den aktuellen wissenschaftlichen und biologischen Erkenntnissen orientieren.

Zitrone & Co: gut für Mundgesundheit?

Auf den ersten Blick könnte man sich wundern: Sind die Säuren, nicht zuletzt aus den Zitrusfrüchten, nicht ursächlich beteiligt an Karies, weil sie Schmelzbausteine aus der Zahnoberfläche herauslösen können? Offenbar verdienen Zitronen, Orangen und ihre Obstfamilie einen neuen Blick: Japanische Wissenschaftler haben einen Weg gesucht, die wichtigsten Parodontitis-Keime zu hemmen, und zwar ohne synthetische Stoffe, auf die Menschen mit empfindlicher Mundschleimhaut mit Reizungen reagieren können. Bakterien-Stämme wie insbesondere Porphyromonas gingivalis tragen zu einer Entzündung des Zahnbettes und zur Zerstörung des Zahnhaltegewebes bei. Ihre Ausbreitung zu reduzieren ist einer der wichtigsten Bausteine, um das Voranschreiten einer Parodontitis zu verhindern. Auf ihrer Suche nach einer Alternative zu künstlich hergestellten antimikrobiellen Produkten stießen die Wissenschaftler auf das Potential von Zitrusfrüchten. In den Untersuchungen zeigte sich, dass deren Inhaltsstoffe – darunter vor allem die Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) – leistungsstark bei der Bekämpfung solcher Bakterienstämme sein können. Festgestellt wurden entzündungshemmende, antimikrobielle und antibakterielle Eigenschaften sowie weitere positive Effekte. Es erwies sich zudem, dass die Pflanzenstoffe hypoallergen sind, also einen sehr geringen allergischen Effekt aufweisen. In Verbindung mit einem etablierten Trägerstoff könnten diese Zitusfrüchte-Stoffe – so die Wissenschaftler – zur Entwicklung neuer Mundpflegeprodukte führen, die besonders für Menschen mit sensiblen Mundschleimhäuten und für Kinder eine naturnahe Alternative zu etablierten Produkten darstellen. An der Entwicklung solcher anwendungsbezogener Produkte soll weitergearbeitet werden.