Dino-Zähne: Klima-Botschafter der Geschichte

Alte Zähne – neue Messmethoden: Im Schnitt 150 Millionen Jahre alt sind die Dinosaurier-Zähne, die sich eine Forschungsgruppe an drei deutschen Universitäten als Studienobjekte ausgesucht hat. Mit hochsensiblen Messgeräten konnten sie den Zahnschmelz auf seine Zusammensetzung, vor allem aber seine Einlagerungen hin untersuchen. Die Frage war, ob man anhand dieser eingebauten Stoffe Rückschlüsse auf das damalige Klima ziehen kann. Beim Atmen dringen feinste Teilchen aus dem Sauerstoff in den Zahnschmelz ein – ein Umstand, der solche Untersuchungen möglich macht. Ändert sich die Atmosphäre, in der man lebt, beispielsweise durch photosynthetische Aktivität der Pflanzen, dann kann man dies an der Art der Einlagerungen im Zahnschmelz erkennen. Die Ergebnisse bestätigen die bisherigen Vermutungen und anderweitigen Untersuchungen von Bodenproben, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre damals viermal höher war als zu Beginn der Industrialisierung. Die Erde war deutlich wärmer. Die Photosynthese der Pflanzen, die Licht, Wasser und Kohlendioxid nutzen, um beispielsweise Sauerstoff zu produzieren, war stärker aktiviert. Offenbar hat nicht zuletzt eine Reihe von Vulkanausbrüchen zu Veränderungen der Zusammensetzung der Atemluft geführt. Die Ergebnisse tragen entscheidend mit dazu bei, die Veränderungen der klimatischen Entwicklungen besser zu verstehen. Die Studien am Dino-Zahnschmelz erweitern unser Bild vom Leben auf der Erde vor Millionen von Jahren erheblich – und machen Klima-Vergleiche mit der modernen Zeit möglich.

Zahnfüllungen: immer haltbarer

Kaum ein Mensch in unserem Land, der nicht irgendwann in seinem Leben mit dem Thema Zahnfüllungen konfrontiert ist: Da ist es eine wirklich gute Nachricht, dass diese im Zuge der Weiterentwicklungen bei Material und Verarbeitung immer länger halten. Im Durchschnitt blieben die Füllungen im Jahr 2010 etwa 6,5 Jahre, fünf Jahre später schon rund 7,2 Jahre in Funktion, und man geht davon aus, dass diese Werte mittlerweile noch weiter gestiegen sind. Der aktuelle Barmer Zahnreport belegt nicht nur die längere Haltbarkeit, sondern zeigt auch auf, dass der Wohnort entscheidend sein kann: Über 80 % der mit einer Füllung behandelten Zähne benötigten schon innerhalb von zehn Jahren nach Versorgung eine Nachbehandlung – wenn man in Sachsen-Anhalt zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin ging. War man Patient in Baden-Württemberg, waren dies nur 58 %. Die Studienautoren vermuten, dass die Versorgung in der Praxis, vor allem aber die sozioökonomischen Grundlagen der Patienten den Unterschied ausmachten. Diskutiert wird daher, wie sich möglicherweise das Amalgamverbot seit Beginn des Jahres 2025 auswirken wird – dieses ist den Patienten als zuzahlungsfrei vertraut. Die Barmer weist deshalb darauf hin, dass bei den bestehenden Möglichkeiten an Zahnfüllungsbehandlungen deutlich auf zuzahlungsfreie Formen hingewiesen werden solle. Zudem seien die verfügbaren Alternativen zu Amalgam noch besser hinsichtlich der Voraussetzungen für eine lange Haltbarkeit zu untersuchen.

Zuckerersatzstoff: Schlaganfall-Risiko

Es ist eine komplizierte Konstellation. Kurzgesagt: Menschen mögen Süßes. Zucker schadet den Zähnen, stört den Insulinhaushalt und unterstützt die Entwicklung von Übergewicht. Also sucht die Forschung nach Süßungsmitteln, die das Süß-Bedürfnis bedienen, aber nicht die Folgen von Zucker haben. Gefunden haben sie beispielsweise Zuckerersatzstoffe wie Erythrit. Das könnte die Antwort sein. Leider ist sie nicht so einfach, wie es klingt. 2001 wurde dieser aus Mais entwickelte Stoff von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen und erfreut sich enormer Beliebtheit. Eine aktuelle US-amerikanische Studie mit über 4000 Menschen aus Europa und den USA zeigt nun, dass diese Freude eine dunkle Seite hat: Die Studienteilnehmer mit einem höheren Gehalt an Erythrit im Blut erlitten innerhalb von drei Jahren deutlich häufiger als die Kontrollgruppe einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Grund ist die Veränderung der Leistung der Zellen in den Blutgefäßen, unter anderem produzierten sie mehr Freie Radikale und zellschädigende Stoffwechsel-Produkte. Dadurch alterten die Blutgefäße, sie wurden geschädigt und leisteten Entzündungen Vorschub. Blutplättchen können, so die Wissenschaftler, verklumpen und im ungünstigen Fall Gerinnsel bilden. Bisher beruhen die Ergebnisse auf einer Laborstudie an Zellen und einer Einzeldosis Getränk mit diesem Zuckerersatzstoff – die Ergebnisse zeigten, so das Forscherteam, dass die entdeckten zellulären Veränderungen umfangreiche Studien an Menschen erforderlich machen.

Antibiotika: Resistenzen ungleich verbreitet

Manchmal hilft nur noch ein Antibiotikum: Wenn eine bakterielle Entzündung weit fortgeschritten und zu einem gefährlichen Risiko für die Gesundheit geworden ist, gelten Antibiotika als gesichert wirksame Erste-Hilfe-Maßnahme. Das gilt auch für bakterielle Entzündungen im Mund. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist, dass der betroffene Mensch nicht resistent gegen diese Arzneimittelgruppe ist – dann nämlich „greift“ der Wirkstoff nicht und die bakterielle Infektion schreitet voran. Weltweit werden zunehmend Resistenzen gegen diese Arzneimittelgruppe festgestellt, auch in Deutschland sind die Resistenzraten besorgniserregend. Entsprechend befassen sich viele Wissenschaftler mit der Lösung der Problematik einerseits durch Entwicklung alternativer Wirkstoffe und andererseits durch mehr Verständnis über die Hintergründe der Resistenzentwicklung, um von dieser Seite wirksam dagegen arbeiten zu können. Immerhin gehören Todesfälle durch Antibiotika-Resistenz zu den obersten zehn der hiesigen Todesursachen. Das Robert-Koch-Institut hat sich diesem Weg der Fragestellung verschrieben und entsprechende Studien gemacht. Die Auswertung einer sehr großen Anzahl an gemeldeten Antibiotika-Resistenzen ergab, dass Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen ein höheres Risiko auf Infektionen mit resistenten Bakterien hatten. Es sei unerlässlich, diesen Erkenntnissen mit maßgeschneidertem Vorgehen zu begegnen.

Rote Beete im Mund: Blutdrucksenker

Was man immer mal wieder beobachtet hatte, ist jetzt untersucht – und bestätigt: Bei älteren Menschen senkt Rote Beete den Blutdruck. Grund dafür ist das orale Mikrobiom, also die Großfamilie aller Keimarten, die im Mund lebt. Britische Wissenschaftler haben einer Studien-Teilnehmergruppe aus jungen Erwachsenen und Senioren über 14 Tage täglich nitratreichen Rote-Beete-Saft zu trinken gegeben und einer Vergleichsgruppe ein Placebo-Getränk. Getestet wurden die Auswirkungen auf die bakterielle Kolonisation: Welche Bakterien wurden gefunden, welche wurden mehr und welche weniger? Die Ergebnisse in der Rote-Beete-Gruppe zeigten, dass bei den jungen Erwachsenen und bei den Senioren Veränderungen festgestellt werden konnten – aber unterschiedliche. Während sich bei der jüngeren Gruppe die Zusammensetzung des Mikrobioms veränderte, allerdings ohne größere Effekte für die Gesundheit, zeigte sich bei den Senioren ein deutlicher Rückgang eines Bakteriums, das unter anderem als Infektions-Erreger gilt. Zugenommen hatte dagegen die Anzahl einer anderen Bakterienart, die gesundheitsfördernde Wirkung hat. Der Effekt dieser Entwicklung: Die Teilnehmer der Rote-Beete-Saft-Gruppe, die mit erhöhtem Blutdruck gestartet war, zeigte zum Abschluss der Studie einen deutlich niedrigeren Wert, bei der Placebo-Gruppe veränderte sich dagegen nichts. Die Forscher vermuten, dass die blutdrucksenkende Wirkung durch Unterdrückung schädlicher Mund-Bakterien erfolgte. Erreicht wurde eine gesündere Funktion der Blutgefäße und damit einhergehend eine Senkung der hohen Blutdruckwerte. Im Fokus steht dabei die Wirkung des Nitrats, das außer in Rote Beete auch in anderen Gemüsesorten vorkommt. Gesunde Ernährung und notfalls nitrathaltige Nahrungsergänzungsmittel könnten die Lebensqualität und Gesundheit älterer Menschen spürbar verbessern.

Öko-Test: Kinderzahnpasten unter der Lupe

Ähnlich wie Stiftung Warentest untersucht auch das Verbraucherschutz-Magazin Ökotest in unregelmäßigen Abständen Kinderzahnpasten auf Empfehlbarkeit. Bei der jüngsten Testgruppe von 31 Produkten erhielten rund 20 von ihnen das Urteil „gut“, 13 davon „sehr gut“. Es sei erfreulich, dass inzwischen kein Produkt mehr das als bedenklich eingestufte weiße Pigment Titandioxid enthalte. Unter den mit „sehr gut“ und „gut“ bewerteten Kinderzahnpasten befanden sich hochpreisige Markenprodukte, Discounterware und Produkte aus dem Bereich Naturkosmetik. Alle gut bewerteten Testprodukte enthielten ausreichend Fluorid: Das – so Ökotest ¬– sei „nach aktuellem wissenschaftlichen Stand der wirksamste Schutz gegen Karies.“ Alle „guten“ Kinderzahnpasten seien frei von bedenklichen Inhaltsstoffen und vermittelten gut verständliche Anwendungsempfehlungen. Nur zwei Produkte, aus dem Bereich Naturkosmetik, fielen durch: Hier fehle Fluorid vollständig. Ökotest bezeichnete diese Produkte daher mit der Note „ungenügend“. In den kritisierten Fällen hätten die Hersteller inzwischen reagiert und nachgebessert, auch in der Beschreibung.

Brasilien: Studie belegt Gewalt gegen Zahnärztinnen

Übergriffe erleben auch hierzulande nicht wenige Mitarbeiter von Hilfsdiensten, in Arzt- und Zahnarztpraxen: Laut Deutschem Ärzteblatt würden täglich durchschnittlich 75 gewalttätige Vorfälle in Arztpraxen gemeldet, außerdem rund 2870 Fälle verbaler Gewalt. Fast jeder zweite der 1700 an der entsprechenden Umfrage teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte wurde in den zurückliegenden drei Jahren persönlich bedroht oder angegriffen. Damit ist die Situation hierzulande trotz allem noch besser als in Brasilien: Dort wurden jüngst 165 Zahnärztinnen in einem besonders bevölkerungsreichen Bundesstaat zu ihren Erfahrungen befragt. Über 60 Prozent von ihnen gaben dabei an, während der Arbeit angegriffen worden zu sein – entweder von Patienten selbst oder sie begleitenden Menschen. Versuche der Einschüchterung bis hin zu Stalking schilderten vier von fünf Zahnärztinnen. Für die im öffentlichen Dienst Tätigen war die Gefahr der Übergriffe dabei höher als für ihre Kolleginnen in der Privatpraxis. Insbesondere Begleitpersonen seien dabei auffällig geworden. Die Studie zeigte zudem Schwachstellen auf, die sich als Risiko erwiesen, darunter Praxen ohne besetzte Kontrolle am Eingang, bei Nachtarbeit und wenn die Zahnärztin allein in der Praxis war. Die letzten beiden Punkte kennt auch die Bundeszahnärztekammer hierzulande: Nacht- und Notdienst wird von Zahnärztinnen inzwischen als deutliches Risiko empfunden, manche von ihnen delegieren ihre Verpflichtung, auch für solche Einsätze zur Verfügung zu stehen, inzwischen an männliche Kollegen.

Mund: Spiegel der Seele

Dass Seele und Zähne eng zusammenhängen, wissen die Zahnärzte – und auch viele Psychotherapeuten – schon lange: Bereits im Jahr 2006 haben daher die Zahnärztekammer Berlin und die Psychotherapeutenkammer Berlin erstmals in Deutschland eine gemeinsame und kostenlose Sprechstunde entwickelt, die von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung organisiert und begleitet wurde. Unter dem Begriff „Seele und Zähne“ ging es um psychische Belastungen, die zu Folgen im Mund führen können wie beispielsweise Knirschen, Zähnepressen und Schäden am Kiefergelenk – und darüberhinaus zu Kopf- und Gesichtsschmerzen, Migräne und Schlafstörungen. Stressbelastung reduziere den Speichelfluss und erhöhe das Risiko für eine Kariesentwicklung erheblich. Damals schätzte man den Anteil an Zahn-Patienten mit gleichzeitiger psychischer Belastung auf rund ein Fünftel der Praxisbesucher. Dies zu wissen und entsprechend zu berücksichtigen, führe zu einer Verbesserung der zahnärztlichen Behandlung, da sie Fehlbehandlungen vermeide, die auf psychischen Herausforderungen und Erkrankungen basierten und daher allein zahnmedizinisch nicht erfolgreich therapierbar seien. Was vor rund 20 Jahren bereits Alltag in der zahnmedizinischen Versorgung war, hat jetzt eine aktuelle Studie indischer Wissenschaftler bestätigt – was vor allem zeigt, dass sich am Bedarf spezifischer Patientenbetreuung nichts geändert hat: Fast jeder dritte Patient in einer Zahnarztpraxis leide unter einer nicht erkannten / nicht behandelten psychischen Belastung oder Erkrankung. Zurückzuführen seien die entsprechenden Symptome im Mundbereich vor allem auf Stress. Die indischen Forscher erweiterten die Liste bekannter entsprechender Zusammenhänge beispielsweise um wiederkehrende Aphten, Oralen Lichen planus (Mundschleimhauterkrankung), Schleimhautverletzungen durch Beißen und Saugen sowie Phantomzahnschmerzen. Zudem könne eine schlechte Mundgesundheit ihrerseits zu seelischen Belastungen und Stress führen. Die Notwendigkeit gemeinsamer Behandlung von „Seele und Zähne“ ist also jüngst erneut bestätigt. Solcherart Spezialsprechstunden werden in Deutschland mittlerweile von einigen Landeszahnärztekammern angeboten.

Weltall: schlecht für Mundgesundheit

Offenbar gehen zahnmedizinische Wissenschaftler davon aus, dass Menschen in Zukunft mehr Zeit im Weltraum verbringen werden: Damit begründete jedenfalls eine Forschergruppe aus den arabischen Emiraten ihre Studienarbeit zu Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Mundgesundheit, insbesondere hinsichtlich der Konsequenzen bei Vorhandensein einer Parodontitis (Zahnbettinfektion). An einer männlichen Mäusegruppe simulierten die Wissenschaftler den Zustand von Schwerelosigkeit und beobachteten, wie sich die Entzündung entwickelte. Zum Vergleich blieb eine Mäusegruppe „am Boden“, die andere befand sich in einem simulierten Weltraum. Ergebnis: Die in Schwerelosigkeit gehaltenen Mäuse wiesen zum Testende einen höheren Attachmentverlust auf, also Lockerung von Gewebe rund um den Zahn. Sie hatten stärkere Zahnfleischentzündungen und deutlich stärkeren Kieferknochenverlust. Insgesamt fanden die Forschergruppe deutlich mehr Krankheitsmarker, mehr Gewebeschäden und mehr Immunzellen in den untersuchten Bereichen. Zukünftige Weltraum-Reisende benötigten daher maßgeschneiderte Vorbeugemaßnahmen. Allerdings seien dies Ergebnisse einer eher kleinen Stichprobe – eine erneute Prüfung der Zusammenhänge in größerem Rahmen mache nach den erzielten Ergebnissen Sinn.

Milchzahnalter: zu wenig Kontrolltermine

Es gibt offenbar noch immer Eltern, denen die Bedeutung der Milchzähne für die Mundgesundheit und gesamtkörperliche Entwicklung ihres Kindes nicht bewusst ist: Wie eine entsprechende aktuelle Datenerhebung der Barmer-Krankenkasse für das Land Mecklenburg-Vorpommern zeigt, nimmt etwa die Hälfte aller Eltern von Kindern unter 10 Jahren das kostenlose Angebot regelmäßiger Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt nicht wahr. Zwei von drei Kindern unter vier Jahren erhalten keine Mundgesundheitsvorsorge-Untersuchung. Das ist dennoch ein Fortschritt: Die frühe Vorsorgeleistung werde mehr in Anspruch genommen als in den Vorjahren, so ein Sprecher der Krankenkasse. Seit 2019 sei ein Drittel aller Unter-Vier-Jährigen mehr zu den Prophylaxe-Terminen gekommen – das zeige, dass das Bewusstsein unter den Eltern, wie wichtig diese Untersuchungen sind, steige. Bei denen, die diese Termine bisher nicht wahrnehmen, herrsche oft die Einstellung vor, Milchzähne fielen ja sowieso wieder aus. Karies sei da insofern kein größeres Problem. Dabei werde übersehen, dass ein gesundes Milchzahngebiss die Grundlage für gesunde bleibende Zähne ist, zudem führten durch Karies wegfaulende Milchzähne zu weiteren Konsequenzen für die gesunde Entwicklung der Kinder, von Störungen der Sprachentwicklung bis hin zu Infektionen und Abszessen. Ab 2026 seien zahnärztliche Untersuchungen Teil des „Gelben Heftes“ mit allen Vorsorgeterminen – die Krankenkasse verspreche sich dadurch eine weitere Verbesserung der Annahme der Kontrolluntersuchungen.