Antibiotika: Resistenzen ungleich verbreitet

Manchmal hilft nur noch ein Antibiotikum: Wenn eine bakterielle Entzündung weit fortgeschritten und zu einem gefährlichen Risiko für die Gesundheit geworden ist, gelten Antibiotika als gesichert wirksame Erste-Hilfe-Maßnahme. Das gilt auch für bakterielle Entzündungen im Mund. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist, dass der betroffene Mensch nicht resistent gegen diese Arzneimittelgruppe ist – dann nämlich „greift“ der Wirkstoff nicht und die bakterielle Infektion schreitet voran. Weltweit werden zunehmend Resistenzen gegen diese Arzneimittelgruppe festgestellt, auch in Deutschland sind die Resistenzraten besorgniserregend. Entsprechend befassen sich viele Wissenschaftler mit der Lösung der Problematik einerseits durch Entwicklung alternativer Wirkstoffe und andererseits durch mehr Verständnis über die Hintergründe der Resistenzentwicklung, um von dieser Seite wirksam dagegen arbeiten zu können. Immerhin gehören Todesfälle durch Antibiotika-Resistenz zu den obersten zehn der hiesigen Todesursachen. Das Robert-Koch-Institut hat sich diesem Weg der Fragestellung verschrieben und entsprechende Studien gemacht. Die Auswertung einer sehr großen Anzahl an gemeldeten Antibiotika-Resistenzen ergab, dass Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen ein höheres Risiko auf Infektionen mit resistenten Bakterien hatten. Es sei unerlässlich, diesen Erkenntnissen mit maßgeschneidertem Vorgehen zu begegnen.

Rote Beete im Mund: Blutdrucksenker

Was man immer mal wieder beobachtet hatte, ist jetzt untersucht – und bestätigt: Bei älteren Menschen senkt Rote Beete den Blutdruck. Grund dafür ist das orale Mikrobiom, also die Großfamilie aller Keimarten, die im Mund lebt. Britische Wissenschaftler haben einer Studien-Teilnehmergruppe aus jungen Erwachsenen und Senioren über 14 Tage täglich nitratreichen Rote-Beete-Saft zu trinken gegeben und einer Vergleichsgruppe ein Placebo-Getränk. Getestet wurden die Auswirkungen auf die bakterielle Kolonisation: Welche Bakterien wurden gefunden, welche wurden mehr und welche weniger? Die Ergebnisse in der Rote-Beete-Gruppe zeigten, dass bei den jungen Erwachsenen und bei den Senioren Veränderungen festgestellt werden konnten – aber unterschiedliche. Während sich bei der jüngeren Gruppe die Zusammensetzung des Mikrobioms veränderte, allerdings ohne größere Effekte für die Gesundheit, zeigte sich bei den Senioren ein deutlicher Rückgang eines Bakteriums, das unter anderem als Infektions-Erreger gilt. Zugenommen hatte dagegen die Anzahl einer anderen Bakterienart, die gesundheitsfördernde Wirkung hat. Der Effekt dieser Entwicklung: Die Teilnehmer der Rote-Beete-Saft-Gruppe, die mit erhöhtem Blutdruck gestartet war, zeigte zum Abschluss der Studie einen deutlich niedrigeren Wert, bei der Placebo-Gruppe veränderte sich dagegen nichts. Die Forscher vermuten, dass die blutdrucksenkende Wirkung durch Unterdrückung schädlicher Mund-Bakterien erfolgte. Erreicht wurde eine gesündere Funktion der Blutgefäße und damit einhergehend eine Senkung der hohen Blutdruckwerte. Im Fokus steht dabei die Wirkung des Nitrats, das außer in Rote Beete auch in anderen Gemüsesorten vorkommt. Gesunde Ernährung und notfalls nitrathaltige Nahrungsergänzungsmittel könnten die Lebensqualität und Gesundheit älterer Menschen spürbar verbessern.

Öko-Test: Kinderzahnpasten unter der Lupe

Ähnlich wie Stiftung Warentest untersucht auch das Verbraucherschutz-Magazin Ökotest in unregelmäßigen Abständen Kinderzahnpasten auf Empfehlbarkeit. Bei der jüngsten Testgruppe von 31 Produkten erhielten rund 20 von ihnen das Urteil „gut“, 13 davon „sehr gut“. Es sei erfreulich, dass inzwischen kein Produkt mehr das als bedenklich eingestufte weiße Pigment Titandioxid enthalte. Unter den mit „sehr gut“ und „gut“ bewerteten Kinderzahnpasten befanden sich hochpreisige Markenprodukte, Discounterware und Produkte aus dem Bereich Naturkosmetik. Alle gut bewerteten Testprodukte enthielten ausreichend Fluorid: Das – so Ökotest ¬– sei „nach aktuellem wissenschaftlichen Stand der wirksamste Schutz gegen Karies.“ Alle „guten“ Kinderzahnpasten seien frei von bedenklichen Inhaltsstoffen und vermittelten gut verständliche Anwendungsempfehlungen. Nur zwei Produkte, aus dem Bereich Naturkosmetik, fielen durch: Hier fehle Fluorid vollständig. Ökotest bezeichnete diese Produkte daher mit der Note „ungenügend“. In den kritisierten Fällen hätten die Hersteller inzwischen reagiert und nachgebessert, auch in der Beschreibung.

Brasilien: Studie belegt Gewalt gegen Zahnärztinnen

Übergriffe erleben auch hierzulande nicht wenige Mitarbeiter von Hilfsdiensten, in Arzt- und Zahnarztpraxen: Laut Deutschem Ärzteblatt würden täglich durchschnittlich 75 gewalttätige Vorfälle in Arztpraxen gemeldet, außerdem rund 2870 Fälle verbaler Gewalt. Fast jeder zweite der 1700 an der entsprechenden Umfrage teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte wurde in den zurückliegenden drei Jahren persönlich bedroht oder angegriffen. Damit ist die Situation hierzulande trotz allem noch besser als in Brasilien: Dort wurden jüngst 165 Zahnärztinnen in einem besonders bevölkerungsreichen Bundesstaat zu ihren Erfahrungen befragt. Über 60 Prozent von ihnen gaben dabei an, während der Arbeit angegriffen worden zu sein – entweder von Patienten selbst oder sie begleitenden Menschen. Versuche der Einschüchterung bis hin zu Stalking schilderten vier von fünf Zahnärztinnen. Für die im öffentlichen Dienst Tätigen war die Gefahr der Übergriffe dabei höher als für ihre Kolleginnen in der Privatpraxis. Insbesondere Begleitpersonen seien dabei auffällig geworden. Die Studie zeigte zudem Schwachstellen auf, die sich als Risiko erwiesen, darunter Praxen ohne besetzte Kontrolle am Eingang, bei Nachtarbeit und wenn die Zahnärztin allein in der Praxis war. Die letzten beiden Punkte kennt auch die Bundeszahnärztekammer hierzulande: Nacht- und Notdienst wird von Zahnärztinnen inzwischen als deutliches Risiko empfunden, manche von ihnen delegieren ihre Verpflichtung, auch für solche Einsätze zur Verfügung zu stehen, inzwischen an männliche Kollegen.

Mund: Spiegel der Seele

Dass Seele und Zähne eng zusammenhängen, wissen die Zahnärzte – und auch viele Psychotherapeuten – schon lange: Bereits im Jahr 2006 haben daher die Zahnärztekammer Berlin und die Psychotherapeutenkammer Berlin erstmals in Deutschland eine gemeinsame und kostenlose Sprechstunde entwickelt, die von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung organisiert und begleitet wurde. Unter dem Begriff „Seele und Zähne“ ging es um psychische Belastungen, die zu Folgen im Mund führen können wie beispielsweise Knirschen, Zähnepressen und Schäden am Kiefergelenk – und darüberhinaus zu Kopf- und Gesichtsschmerzen, Migräne und Schlafstörungen. Stressbelastung reduziere den Speichelfluss und erhöhe das Risiko für eine Kariesentwicklung erheblich. Damals schätzte man den Anteil an Zahn-Patienten mit gleichzeitiger psychischer Belastung auf rund ein Fünftel der Praxisbesucher. Dies zu wissen und entsprechend zu berücksichtigen, führe zu einer Verbesserung der zahnärztlichen Behandlung, da sie Fehlbehandlungen vermeide, die auf psychischen Herausforderungen und Erkrankungen basierten und daher allein zahnmedizinisch nicht erfolgreich therapierbar seien. Was vor rund 20 Jahren bereits Alltag in der zahnmedizinischen Versorgung war, hat jetzt eine aktuelle Studie indischer Wissenschaftler bestätigt – was vor allem zeigt, dass sich am Bedarf spezifischer Patientenbetreuung nichts geändert hat: Fast jeder dritte Patient in einer Zahnarztpraxis leide unter einer nicht erkannten / nicht behandelten psychischen Belastung oder Erkrankung. Zurückzuführen seien die entsprechenden Symptome im Mundbereich vor allem auf Stress. Die indischen Forscher erweiterten die Liste bekannter entsprechender Zusammenhänge beispielsweise um wiederkehrende Aphten, Oralen Lichen planus (Mundschleimhauterkrankung), Schleimhautverletzungen durch Beißen und Saugen sowie Phantomzahnschmerzen. Zudem könne eine schlechte Mundgesundheit ihrerseits zu seelischen Belastungen und Stress führen. Die Notwendigkeit gemeinsamer Behandlung von „Seele und Zähne“ ist also jüngst erneut bestätigt. Solcherart Spezialsprechstunden werden in Deutschland mittlerweile von einigen Landeszahnärztekammern angeboten.

Weltall: schlecht für Mundgesundheit

Offenbar gehen zahnmedizinische Wissenschaftler davon aus, dass Menschen in Zukunft mehr Zeit im Weltraum verbringen werden: Damit begründete jedenfalls eine Forschergruppe aus den arabischen Emiraten ihre Studienarbeit zu Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Mundgesundheit, insbesondere hinsichtlich der Konsequenzen bei Vorhandensein einer Parodontitis (Zahnbettinfektion). An einer männlichen Mäusegruppe simulierten die Wissenschaftler den Zustand von Schwerelosigkeit und beobachteten, wie sich die Entzündung entwickelte. Zum Vergleich blieb eine Mäusegruppe „am Boden“, die andere befand sich in einem simulierten Weltraum. Ergebnis: Die in Schwerelosigkeit gehaltenen Mäuse wiesen zum Testende einen höheren Attachmentverlust auf, also Lockerung von Gewebe rund um den Zahn. Sie hatten stärkere Zahnfleischentzündungen und deutlich stärkeren Kieferknochenverlust. Insgesamt fanden die Forschergruppe deutlich mehr Krankheitsmarker, mehr Gewebeschäden und mehr Immunzellen in den untersuchten Bereichen. Zukünftige Weltraum-Reisende benötigten daher maßgeschneiderte Vorbeugemaßnahmen. Allerdings seien dies Ergebnisse einer eher kleinen Stichprobe – eine erneute Prüfung der Zusammenhänge in größerem Rahmen mache nach den erzielten Ergebnissen Sinn.

Milchzahnalter: zu wenig Kontrolltermine

Es gibt offenbar noch immer Eltern, denen die Bedeutung der Milchzähne für die Mundgesundheit und gesamtkörperliche Entwicklung ihres Kindes nicht bewusst ist: Wie eine entsprechende aktuelle Datenerhebung der Barmer-Krankenkasse für das Land Mecklenburg-Vorpommern zeigt, nimmt etwa die Hälfte aller Eltern von Kindern unter 10 Jahren das kostenlose Angebot regelmäßiger Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt nicht wahr. Zwei von drei Kindern unter vier Jahren erhalten keine Mundgesundheitsvorsorge-Untersuchung. Das ist dennoch ein Fortschritt: Die frühe Vorsorgeleistung werde mehr in Anspruch genommen als in den Vorjahren, so ein Sprecher der Krankenkasse. Seit 2019 sei ein Drittel aller Unter-Vier-Jährigen mehr zu den Prophylaxe-Terminen gekommen – das zeige, dass das Bewusstsein unter den Eltern, wie wichtig diese Untersuchungen sind, steige. Bei denen, die diese Termine bisher nicht wahrnehmen, herrsche oft die Einstellung vor, Milchzähne fielen ja sowieso wieder aus. Karies sei da insofern kein größeres Problem. Dabei werde übersehen, dass ein gesundes Milchzahngebiss die Grundlage für gesunde bleibende Zähne ist, zudem führten durch Karies wegfaulende Milchzähne zu weiteren Konsequenzen für die gesunde Entwicklung der Kinder, von Störungen der Sprachentwicklung bis hin zu Infektionen und Abszessen. Ab 2026 seien zahnärztliche Untersuchungen Teil des „Gelben Heftes“ mit allen Vorsorgeterminen – die Krankenkasse verspreche sich dadurch eine weitere Verbesserung der Annahme der Kontrolluntersuchungen.

Immer seltener: „Herr Doktor“

Waren zu Beginn dieses Jahrhunderts die männlichen Zahnmedizin-Studierenden in deutlicher Überzahl (rund zwei Drittel Männer), hat sich seither eine große Verschiebung ergeben: Manche Universitäten weisen in einzelnen Studiengängen bereits 100 % weibliche Studierende aus. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Zahnarztpraxen: Mittlerweile sind 49 % aller zahnärztlich tätigen Zahnärzte (ohne Zahnärzte in Industrie, Verwaltung oder sonstigen Einrichtungen) weiblich. Bei den unter 35 Jahre alten Zahnärzten sind inzwischen fast zwei Drittel weiblich, bei Studiums-Abschluss sind es über 66 Prozent. Mit diesen Veränderungen einher geht auch die Entwicklung in der Berufsausübung, wie das aktuelle Statistische Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer zeigt: Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen eröffnen Zahnärztinnen seltener eine eigene Praxis und sind öfter als Angestellte in einer bestehenden Zahnarztpraxis tätig. Der Entwicklung zugrunde liegen Änderungen im Vertragszahnarztrecht von 2007, die den Zahnärzten erlaubten, bis zu drei Kolleginnen und Kollegen in Anstellung zu beschäftigen. Seit 2019 ist diese Grenze weiter geöffnet worden. Die steigende Anzahl der weiblichen Zahnmedizinstudierenden hing nicht zuletzt mit dem Numerus clausus des Studienfaches zusammen: Die damaligen Bewerbungs-Institute für einen Studienplatz sahen unter den Einser-Abiturienten deutlich mehr Frauen als Männer. Untersuchungen zeigen, dass Zahnärztinnen in Anstellung davon ausgehen, bei dieser Form der Tätigkeit leichter Beruf und Familie vereinen zu können – ein Trend, dem sich inzwischen auch immer mehr junge männliche Zahnärzte anschließen.

Zahnwurzelentzündung: Omega3 und Sport

Wenn Bakterien die Zahnwurzel erreicht haben, führen sie besonders an der Wurzelspitze oft zu chronischen Entzündungen – sie greifen das umliegende Gewebe und den Kieferknochen an (apikale Parodontitis) und sind nicht leicht in den Griff zu bekommen. Eine große Rolle spielt daher die körpereigene Infektionsabwehr, das Immunsystem. Ist es in der Lage, die Entzündung wenigstens einzudämmen und im Griff zu halten, ist schon viel gewonnen. Insofern ist es interessant zu wissen, was man dem Immunsystem „geben“ muss, damit es hier erfolgreich arbeiten kann. Brasilianische Wissenschaftler haben sich mit genau dieser Frage befasst. Ihre Antwort: sportliche Aktivität plus Omega3-Zufuhr. Die an Ratten gemachte Studie ergab, dass schon allein ein bisschen regelmäßiges Schwimmen die Entzündungsaktivität abbremsen konnte. In der Studiengruppe, die zusätzliche Omega3-Präparate bekam, war das Ergebnis noch einmal deutlich besser, insbesondere die Anzahl der am Knochenabbau beteiligten Zellen war gesunken und die Regeneration des entzündeten Gewebes verbessert. Das Ergebnis belegt damit, dass Änderungen im Lebensstil – hier im Bereich sportliche Aktivität und Ernährungsverhalten – deutlichen Einfluss gerade bei chronischen Entzündungsprozessen haben.

Schmerzmittel: demnächst aus Plastikmüll?

Es wird vermutlich wenige Haushalte geben, in denen nicht ein Anti-Schmerz-Mittel im Arzneischrank liegt. Freiverkäufliche Produkte wie Paracetamol werden auch bei Zahnschmerzen genutzt. Der Verbrauch an solchen Analgetika ist erheblich. Da kommt die Arbeit einer schottischen Wissenschaftler-Gruppe gerade recht: Sie haben erfolgreich PET-Flaschen mit bestimmten Bakterien zusammengetan und dabei den Wirkstoff Paracetamol gewonnen. Die Kolibakterien (Escherichia coli / E. coli), die man bisher eher in Verbindung mit starkem Durchfall oder Blutvergiftung kannte, wurden für den Versuch entsprechend genetisch verändert, die PET-Flaschen wurden in ihre chemischen Grundstoffe zerlegt. Dann folgten einige biochemische Vorgänge, Enzyme und spezielle Pilze wurden zugesetzt. Das Ergebnis: über 90 Prozent des Mixes bestand aus Paracetamol. Die Herstellung erfolgt nahezu CO2-neutral, zudem in Zimmertemperatur, und vermindert den weltweiten Plastikflaschenmüll. Technische Biologie und biokompatible Chemie, so die Wissenschaftler, könnten heute nachhaltige und umweltfreundliche Bioprozesse vorantreiben.