Herzklappenersatz: vorher Zähne sanieren

Dass Bakterien aus dem Mund, über die Blutbahn in den Körper getragen, an verschiedenen Stellen zu Entzündungen führen oder bestehende verschlimmern können, ist inzwischen auch vielen Patienten bekannt. Dass man sie vor bestimmten Infektionen möglichst nachhaltig aus dem Mund beseitigen sollte, aber noch nicht. Vor einem anstehenden Ersatz der Herzklappen beispielsweise sollte der Mund weitgehend gesund und frei von krankmachenden Bakterien sein. Laut verschiedener Studien entwickelt sich durchschnittlich bei jedem fünften Herzklappenpatienten im ersten Jahr nach der Operation eine Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut – ein hohes Risiko dafür stellen spezielle Bakterien aus dem Mund dar, zumal dann, wenn eine Zahnbettentzündung besteht oder wenn nach der Herzoperation eine invasive zahnmedizinische Behandlung ansteht. Um dieses Risiko zu reduzieren, sollen – so eine aktualisierte Leitlinie der wissenschaftlichen zahnmedizinischen Gesellschaften – bereits vor der Herzklappen-Operation die bakteriellen Ablagerungen im Mund beseitigt und notwenige Behandlungen eventuell vorgezogen werden. Bei invasivem Vorgehen wird in der Zahnarztpraxis ein „antibiotischer Schirm“ aufgespannt, durch Gabe antientzündlicher Medikamente also ein Infektionsschutz gegeben. Auch nach dem erfolgten Herzklappenersatz sind Zahnarztbesuche wichtig: Dabei wird engmaschig geprüft, ob die bakterielle Mundbesiedelung im biologischen Gleichgewicht ist. Schonendes, aber häufiges häusliches Zähneputzen mit Reinigung der Zahnzwischenräume ist selbstverständlich – in OP-Zeiten ganz besonders.

Spannende Studie: Haifischzähne und Säure

Was schon lange aus der menschlichen Mundgesundheit bekannt ist, bestätigte sich jetzt auch bei Haifischen: Säure schadet dem Zahnschmelz. Sie löst kleinste Partikel aus der kristallinen Struktur und destabilisiert dadurch das härteste Körpermaterial. Diese Folgen haben Düsseldorfer Zoologen und Biologen jetzt bei Haifischen nachgewiesen: Säure greift die Zähne der Fische an. Das allein wäre nicht so ungewöhnlich, schließlich ist der Prozess ja bekannt. Die Frage war vielmehr: Wo kommt diese Säure her? Darauf haben die Wissenschaftler auch eine Antwort, und diese geht uns alle an: Die Ozeane versauern derzeit immer mehr. Das immer mehr freigesetzte CO2 (Kohlendioxid) gelangt nicht nur in die Luft, sondern auch ins Wasser und senkt den natürlichen ph-Wert, was bedeutet, dass der Säurewert des Wassers steigt. Dabei hat das Studienteam dieser Entwicklung etwas vorgegriffen und einen höheren Säurewert simuliert, als es ihn heute gibt – und zwar den, der für das Jahr 2300 erwartet wird. Erste Anzeichen von Säureschäden gibt es aber auch schon heute – die Wissenschaftler weisen mit ihrer Simulation darauf hin, diese Entwicklung mit im Blick zu haben beim Umgang mit Kohlendioxid und den CO2-Einsparzielen. Die Folgen für die Ozeane betreffen nicht nur die Haifischzähne, sondern diese sind nur eindrucksvoller Marker für die insgesamt gefährliche Entwicklung, deren Konsequenzen für die Meere noch gar nicht allen Menschen bewusst sind

Antibiotika: auch Thema in der Zahnmedizin

Wer an Antibiotika-Verbrauch denkt, dem fallen vermutlich schwere und lebensbedrohliche Erkrankungen ein. Was viele nicht wissen: Auch in der Zahnmedizin sind Antibiotika ein fester und wichtiger Bestandteil mancher Behandlungsverfahren. Jedes siebte Antibiotikum-Rezept kommt aus der Zahnarztpraxis. Und deshalb ist das Thema „Antibiotika-Resistenz“ auch fester Bestandteil der zahnärztlichen Fortbildung. Kürzlich hat sich ein Wissenschaftler-Team der Universität Gießen mit genau diesem Aspekt befasst: Was für Medikamente werden eingesetzt, welche bei bekannten beziehungsweise vermuteten Penicillin-Allergien, und wie sieht es aus mit den Resistenzen? Dabei ging es weniger um Zahlen und Verbrauchsentwicklungen, sondern um die grundsätzliche Frage, wie es um Gegenwart und Zukunft der oft überlebenswichtigen Medikamente steht. Schon zuvor hatte eine Forschungsarbeit einer US-Wissenschaftlergruppe gezeigt, dass bei rund 95 Prozent aller Probanden, die angaben, unter einer Penicillin-Allergie zu leiden, überhaupt keine allergischen Reaktionen zu finden waren. Dennoch waren diese hohen Werte Anlass für die groß angelegte Suche nach Alternativen. Zu diesen Entwicklungen gehört das Präparat Clindamycin. Die Gießener Forschergruppe stellte fest, dass Clindamycin in den Zahnarztpraxen sehr häufig eingesetzt wird, in 21 % aller Fälle von Antibiotika-Verordnung, offenbar auch hier aufgrund angegebener Penicillin-Allergien, obwohl es hinsichtlich der Nebenwirkungen und des Resistenzrisikos eher kritisch gesehen wird. Die Gießener Forscher regen an, sowohl die Leitlinien als auch die fachliche Aufklärung zu aktualisieren und damit auch mit dazu beizutragen, dass Antibiotika-Resistenzen eingedämmt werden.

Zahnschmelz: wie reparieren?

Das härteste Material im Körper ist verwundbar: Zahnschmelz kann Löcher bekommen durch Auflösung seiner kristallinen Struktur, und er kann brechen. Reparieren kann man Schmelzschäden auch heute schon: mit Fremdmaterial, das die Lücke oder das Loch füllt. Das ist gut so – es geht aber noch besser, sagte sich ein Londoner Forscher-Team: Es wäre doch gut, wenn nicht einfach nur etwas Fremdes eingebracht wird, sondern eine Zahnschmelz-ähnliche Struktur wiederersteht. Potential, so die Forscher, hat dabei das Keratin. Keratin ist sowohl beim Menschen als auch beim Tier vielfältig vorhanden, in Haaren, in den Nägeln, im Fell, in Federn, auch in den Vogel-Schnäbeln. Bei der Studie wurde Keratin auf Zahnoberflächen aufgetragen. Im Kontakt mit Speichel kam es dabei zu einer Reaktion, die eine dem Zahnschmelz sehr ähnliche Kristallschicht ergab. Diese neue Schicht wirkte wie ein Schutzwall gegen Belastungen der Zahnnerven. Das Keratin spielt dabei nicht die Rolle eines externen Stoffes, wie Zahnfüllungen oder Fluorid, sondern wird Teil des natürlichen Prozesses: Es ist zudem leicht und auch sehr günstig zu gewinnen, aus Wolle, Haaren oder auch Fell, und könnte die Zahnmedizin als biologisches Material weiterentwickeln. Ob und wie die Erkenntnisse schließlich in Form von Produkten in der Zahnarztpraxis oder im heimischen Badezimmer landen, ist noch offen – der erste Schritt ist aber gemacht. Das Potential ist erkannt.

Dino-Zähne: Klima-Botschafter der Geschichte

Alte Zähne – neue Messmethoden: Im Schnitt 150 Millionen Jahre alt sind die Dinosaurier-Zähne, die sich eine Forschungsgruppe an drei deutschen Universitäten als Studienobjekte ausgesucht hat. Mit hochsensiblen Messgeräten konnten sie den Zahnschmelz auf seine Zusammensetzung, vor allem aber seine Einlagerungen hin untersuchen. Die Frage war, ob man anhand dieser eingebauten Stoffe Rückschlüsse auf das damalige Klima ziehen kann. Beim Atmen dringen feinste Teilchen aus dem Sauerstoff in den Zahnschmelz ein – ein Umstand, der solche Untersuchungen möglich macht. Ändert sich die Atmosphäre, in der man lebt, beispielsweise durch photosynthetische Aktivität der Pflanzen, dann kann man dies an der Art der Einlagerungen im Zahnschmelz erkennen. Die Ergebnisse bestätigen die bisherigen Vermutungen und anderweitigen Untersuchungen von Bodenproben, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre damals viermal höher war als zu Beginn der Industrialisierung. Die Erde war deutlich wärmer. Die Photosynthese der Pflanzen, die Licht, Wasser und Kohlendioxid nutzen, um beispielsweise Sauerstoff zu produzieren, war stärker aktiviert. Offenbar hat nicht zuletzt eine Reihe von Vulkanausbrüchen zu Veränderungen der Zusammensetzung der Atemluft geführt. Die Ergebnisse tragen entscheidend mit dazu bei, die Veränderungen der klimatischen Entwicklungen besser zu verstehen. Die Studien am Dino-Zahnschmelz erweitern unser Bild vom Leben auf der Erde vor Millionen von Jahren erheblich – und machen Klima-Vergleiche mit der modernen Zeit möglich.

Zahnfüllungen: immer haltbarer

Kaum ein Mensch in unserem Land, der nicht irgendwann in seinem Leben mit dem Thema Zahnfüllungen konfrontiert ist: Da ist es eine wirklich gute Nachricht, dass diese im Zuge der Weiterentwicklungen bei Material und Verarbeitung immer länger halten. Im Durchschnitt blieben die Füllungen im Jahr 2010 etwa 6,5 Jahre, fünf Jahre später schon rund 7,2 Jahre in Funktion, und man geht davon aus, dass diese Werte mittlerweile noch weiter gestiegen sind. Der aktuelle Barmer Zahnreport belegt nicht nur die längere Haltbarkeit, sondern zeigt auch auf, dass der Wohnort entscheidend sein kann: Über 80 % der mit einer Füllung behandelten Zähne benötigten schon innerhalb von zehn Jahren nach Versorgung eine Nachbehandlung – wenn man in Sachsen-Anhalt zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin ging. War man Patient in Baden-Württemberg, waren dies nur 58 %. Die Studienautoren vermuten, dass die Versorgung in der Praxis, vor allem aber die sozioökonomischen Grundlagen der Patienten den Unterschied ausmachten. Diskutiert wird daher, wie sich möglicherweise das Amalgamverbot seit Beginn des Jahres 2025 auswirken wird – dieses ist den Patienten als zuzahlungsfrei vertraut. Die Barmer weist deshalb darauf hin, dass bei den bestehenden Möglichkeiten an Zahnfüllungsbehandlungen deutlich auf zuzahlungsfreie Formen hingewiesen werden solle. Zudem seien die verfügbaren Alternativen zu Amalgam noch besser hinsichtlich der Voraussetzungen für eine lange Haltbarkeit zu untersuchen.

Zuckerersatzstoff: Schlaganfall-Risiko

Es ist eine komplizierte Konstellation. Kurzgesagt: Menschen mögen Süßes. Zucker schadet den Zähnen, stört den Insulinhaushalt und unterstützt die Entwicklung von Übergewicht. Also sucht die Forschung nach Süßungsmitteln, die das Süß-Bedürfnis bedienen, aber nicht die Folgen von Zucker haben. Gefunden haben sie beispielsweise Zuckerersatzstoffe wie Erythrit. Das könnte die Antwort sein. Leider ist sie nicht so einfach, wie es klingt. 2001 wurde dieser aus Mais entwickelte Stoff von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen und erfreut sich enormer Beliebtheit. Eine aktuelle US-amerikanische Studie mit über 4000 Menschen aus Europa und den USA zeigt nun, dass diese Freude eine dunkle Seite hat: Die Studienteilnehmer mit einem höheren Gehalt an Erythrit im Blut erlitten innerhalb von drei Jahren deutlich häufiger als die Kontrollgruppe einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Grund ist die Veränderung der Leistung der Zellen in den Blutgefäßen, unter anderem produzierten sie mehr Freie Radikale und zellschädigende Stoffwechsel-Produkte. Dadurch alterten die Blutgefäße, sie wurden geschädigt und leisteten Entzündungen Vorschub. Blutplättchen können, so die Wissenschaftler, verklumpen und im ungünstigen Fall Gerinnsel bilden. Bisher beruhen die Ergebnisse auf einer Laborstudie an Zellen und einer Einzeldosis Getränk mit diesem Zuckerersatzstoff – die Ergebnisse zeigten, so das Forscherteam, dass die entdeckten zellulären Veränderungen umfangreiche Studien an Menschen erforderlich machen.

Antibiotika: Resistenzen ungleich verbreitet

Manchmal hilft nur noch ein Antibiotikum: Wenn eine bakterielle Entzündung weit fortgeschritten und zu einem gefährlichen Risiko für die Gesundheit geworden ist, gelten Antibiotika als gesichert wirksame Erste-Hilfe-Maßnahme. Das gilt auch für bakterielle Entzündungen im Mund. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist, dass der betroffene Mensch nicht resistent gegen diese Arzneimittelgruppe ist – dann nämlich „greift“ der Wirkstoff nicht und die bakterielle Infektion schreitet voran. Weltweit werden zunehmend Resistenzen gegen diese Arzneimittelgruppe festgestellt, auch in Deutschland sind die Resistenzraten besorgniserregend. Entsprechend befassen sich viele Wissenschaftler mit der Lösung der Problematik einerseits durch Entwicklung alternativer Wirkstoffe und andererseits durch mehr Verständnis über die Hintergründe der Resistenzentwicklung, um von dieser Seite wirksam dagegen arbeiten zu können. Immerhin gehören Todesfälle durch Antibiotika-Resistenz zu den obersten zehn der hiesigen Todesursachen. Das Robert-Koch-Institut hat sich diesem Weg der Fragestellung verschrieben und entsprechende Studien gemacht. Die Auswertung einer sehr großen Anzahl an gemeldeten Antibiotika-Resistenzen ergab, dass Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen ein höheres Risiko auf Infektionen mit resistenten Bakterien hatten. Es sei unerlässlich, diesen Erkenntnissen mit maßgeschneidertem Vorgehen zu begegnen.

Rote Beete im Mund: Blutdrucksenker

Was man immer mal wieder beobachtet hatte, ist jetzt untersucht – und bestätigt: Bei älteren Menschen senkt Rote Beete den Blutdruck. Grund dafür ist das orale Mikrobiom, also die Großfamilie aller Keimarten, die im Mund lebt. Britische Wissenschaftler haben einer Studien-Teilnehmergruppe aus jungen Erwachsenen und Senioren über 14 Tage täglich nitratreichen Rote-Beete-Saft zu trinken gegeben und einer Vergleichsgruppe ein Placebo-Getränk. Getestet wurden die Auswirkungen auf die bakterielle Kolonisation: Welche Bakterien wurden gefunden, welche wurden mehr und welche weniger? Die Ergebnisse in der Rote-Beete-Gruppe zeigten, dass bei den jungen Erwachsenen und bei den Senioren Veränderungen festgestellt werden konnten – aber unterschiedliche. Während sich bei der jüngeren Gruppe die Zusammensetzung des Mikrobioms veränderte, allerdings ohne größere Effekte für die Gesundheit, zeigte sich bei den Senioren ein deutlicher Rückgang eines Bakteriums, das unter anderem als Infektions-Erreger gilt. Zugenommen hatte dagegen die Anzahl einer anderen Bakterienart, die gesundheitsfördernde Wirkung hat. Der Effekt dieser Entwicklung: Die Teilnehmer der Rote-Beete-Saft-Gruppe, die mit erhöhtem Blutdruck gestartet war, zeigte zum Abschluss der Studie einen deutlich niedrigeren Wert, bei der Placebo-Gruppe veränderte sich dagegen nichts. Die Forscher vermuten, dass die blutdrucksenkende Wirkung durch Unterdrückung schädlicher Mund-Bakterien erfolgte. Erreicht wurde eine gesündere Funktion der Blutgefäße und damit einhergehend eine Senkung der hohen Blutdruckwerte. Im Fokus steht dabei die Wirkung des Nitrats, das außer in Rote Beete auch in anderen Gemüsesorten vorkommt. Gesunde Ernährung und notfalls nitrathaltige Nahrungsergänzungsmittel könnten die Lebensqualität und Gesundheit älterer Menschen spürbar verbessern.

Öko-Test: Kinderzahnpasten unter der Lupe

Ähnlich wie Stiftung Warentest untersucht auch das Verbraucherschutz-Magazin Ökotest in unregelmäßigen Abständen Kinderzahnpasten auf Empfehlbarkeit. Bei der jüngsten Testgruppe von 31 Produkten erhielten rund 20 von ihnen das Urteil „gut“, 13 davon „sehr gut“. Es sei erfreulich, dass inzwischen kein Produkt mehr das als bedenklich eingestufte weiße Pigment Titandioxid enthalte. Unter den mit „sehr gut“ und „gut“ bewerteten Kinderzahnpasten befanden sich hochpreisige Markenprodukte, Discounterware und Produkte aus dem Bereich Naturkosmetik. Alle gut bewerteten Testprodukte enthielten ausreichend Fluorid: Das – so Ökotest ¬– sei „nach aktuellem wissenschaftlichen Stand der wirksamste Schutz gegen Karies.“ Alle „guten“ Kinderzahnpasten seien frei von bedenklichen Inhaltsstoffen und vermittelten gut verständliche Anwendungsempfehlungen. Nur zwei Produkte, aus dem Bereich Naturkosmetik, fielen durch: Hier fehle Fluorid vollständig. Ökotest bezeichnete diese Produkte daher mit der Note „ungenügend“. In den kritisierten Fällen hätten die Hersteller inzwischen reagiert und nachgebessert, auch in der Beschreibung.