Amalgamverbot: Infos für Patienten

Seit Beginn des Jahres ist aufgrund eines EU-Beschlusses Amalgam als Zahnfüllungsmaterial verboten – und zwar aus umweltpolitischen, nicht aus gesundheitlichen Gründen. Das Verbot hat in den Praxen zu vielen Diskussionen geführt, zumal es Ausnahmen vom Verbot geben kann, deshalb haben die zuständigen wissenschaftlichen zahnmedizinischen Fachgesellschaften nun eine ausführliche Antwort-Liste auf die meisten Fragen von Patienten zusammengestellt. Beispielsweise unter DGZ-online.de (DGZ bedeutet Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung) finden sich Hinweise zur vermuteten Gesundheitsgefahr bestehender Amalgamfüllungen: „Intakte Amalgamfüllungen stellen für die Allgemeinbevölkerung kein Gesundheitsrisiko dar und sollten nicht prophylaktisch entfernt werden…“ In der Patienteninformation geht es zudem um die heute marktüblichen alternativen Zahnfüllungsmaterialien und -verfahren, die mit ihren spezifischen Eigenschaften vorgestellt werden – verbunden mit dem Hinweis, dass eben diese Eigenschaften auch unterschiedliche Einsatzbereiche mit sich bringen. Dazu kommen Informationen, welche Zahnfüllungen von der Krankenkasse voll bezahlt werden und welche andere Zuzahlungen erfordern. Warum das so ist, wird ebenfalls erklärt: Die Verarbeitung zahnfarbener Kompositmaterialien ist „deutlich aufwändiger und technikintensiver, so dass sie nicht komplett von den Krankenkassen übernommen werden.“

Schlaganfall: Zahnseide reduziert Risiko

Ein Schlaganfall wird, vereinfacht gesagt, durch Blutgerinnsel ausgelöst, die Gefäße im Gehirn verstopfen. Insofern ist es richtig gedacht, die Entstehung von Blutgerinnseln möglichst zu unterbinden. Ein Ort im Körper, wo sich der Ausgangspunkt für solche Blutklümpchen bilden kann, ist der Mund. Dass es enge Verbindungen von Mundgesundheit, Mundhygiene und Allgemeingesundheit gibt, ist inzwischen weit verbreitetes Wissen – insofern ist auch der Zusammenhang mit Schlaganfall-Risiken nicht überraschend. Spannend ist es dennoch, genauer hinzuschauen, warum das so ist und was hier eine wichtige Rolle spielt. Daher hat sich eine Wissenschaftlergruppe speziell der Rolle der Zahnseide bei der Mundhygiene angenommen – und das klare Ergebnis hat sie überrascht. Demnach führt die regelmäßige und sachgerechte Anwendung von Zahnseide bei der täglichen Mundpflege zu deutlich besserer Mundgesundheit und mindert erheblich das Risiko für Zahnbettinfektionen. Das wiederum vermindert die Gefahr, dass Keim-belastetes Blut aus dem Mundbereich durch den Körper fließt. Die Folge dieses Plus an Mundsauberkeit: Um rund 22 % sank das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall (absterbendes Hirngewebe aufgrund Gefäß-Verstopfung). Zudem, und damit hatte das Wissenschaftlerteam nicht gerechnet, sank das Risiko für einen kardioembolischen Schlaganfall sogar um 44 % – also für einen Schlaganfall, der aus dem Herzen kommt: Anlass sind in der Regel Herzrhythmusstörungen. Das Risiko für Vorhofflimmern sank um 12 %. Die bisherigen Ergebnisse (die Studie läuft noch) machen deutlich, welch großen Einfluss Mundhygiene und hier besonders der Reinigungsfaktor der Zahnseide auf die Allgemeingesundheit und das Leben hat.

Schmerzempfindlichkeit: demnächst messbar

Aus verschiedenen Gründen sind verschiedene Menschen verschieden schmerzempfindlich: Was jeder aus seinem persönlichen Umfeld kennt, spielt in der Zahnarztpraxis eine besondere Rolle. Ziel des Behandlungsteams ist es ja, die anstehenden Maßnahmen so schmerzarm wie möglich zu machen – und hier ist es gut, vorher zu wissen, ob der Patient ganz besonders schmerzsensibel ist oder eher nicht. Wenn die Forschungsergebnisse eines internationalen Wissenschaftlerteams Praxisreife erlangt haben, wird das vor der Schmerzbehandlung messbar sein: Sie haben zwei Biomarker entdeckt, die entsprechend Auskunft über die Empfindlichkeit geben. Studienobjekt war die Kaumuskulatur und das Kiefergelenk. Teilgenommen haben rund 150 Australier im Alter zwischen 18 und 44 Jahren. Im Ergebnis zeigte sich, dass es insbesondere bei langanhaltenden Schmerzen Signale des Körpers gibt, die unterschiedlich ausfallen, was das Schmerzempfinden betrifft. Auch deutet sich an, bei welchen Personen ein Schmerz zum Chronifizieren neigt. Für die Zahnbehandlung kann das in Zukunft bedeuten, dass Patienten und Praxisteams die Schmerz-Reaktion besser einschätzen und entsprechend vorgehen können.

Zähneknirschen bei Männern: Masseter wächst mehr

Der Masseter ist ein Muskel im Gesicht, der für das Kauen zuständig ist. Man spürt ihn, wenn man beim Kauen die Region rechts und links vom Mund abtastet. Wie jeder andere Muskel auch, wird er trainiert durch Nutzung: Jedes Essen beispielsweise gibt ihm Impulse, dass er gebraucht wird und weiter aktiv bleiben muss. Würde man nicht mehr oder kaum noch kauen, würde er vermutlich schrumpfen wie alle anderen unterforderten Muskeln auch. Aber auch das Gegenteil stimmt mit der allgemeinen Muskulatur überein: Wird der Masseter über das übliche Maß hinaus „trainiert“, wächst er mehr als von der Natur vorgesehen. Damit kann er zu einem gesichtsprägenden Bereich werden. Eine solche Überbeanspruchung ist gegeben bei intensivem und sehr häufigem Kaugummi-Kauen, aber auch bei Zähneknischen und Kieferpressen, häufige Begleiterscheinungen bei Stress. Wie eine neue Studie aus der Greifswalder Universität nun zeigt, erleben vor allem knirschende Männer, dass ihr Kaumuskel größer und deutlicher sichtbar wird, bei Frauen, die die größere Gruppe unter den Knirschern bilden, zeigen sich solche Folgen kaum. Das stärkere Masseter-Wachstum bei Männern könnte mit dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron in Verbindung stehen, das Muskelbewegungen intensiviert. Zudem gibt es leichte Unterschiede im Aufbau der Masseter-Muskulatur bei Männern und Frauen. Solcherart Beobachtungen lassen derzeit noch keine nutzbaren Schlüsse auf Vorsorge- und Behandlungsverfahren zu, geben aber einen Impuls an die Wissenschaft, sich vertiefter mit diesen Beobachtungen zu befassen.

Mundgesundheit: Frauen im Blickpunkt

Einer der größten internationalen zahnmedizinischen Kongresse, die „Europerio“, widmet sich bei der bevorstehenden Veranstaltung im Mai 2025 weit überwiegend den spezifischen Problemen und Herausforderungen bei zahnmedizinischer Vorsorge und Behandlung weiblicher Patienten. Was bei einem früheren Kongress noch ein Unterthema war, wird damit nunmehr zum Kongressschwerpunkt. Anlass dafür liefert die zahnmedizinische Wissenschaft, die geschlechterspezifische Aspekte seit einigen Jahren vermehrt bei Studien berücksichtigt und dabei eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen hat, die mehr noch als bisher berücksichtigt werden müssen. Stichworte sind Menopause, Schwangerschaft, Stillzeit, Menstruation und weitere – nicht nur hormonelle – weibliche biologische und soziale Aspekte. Bekannt sind beispielsweise Schwangerschafts-Gingivitiden (Zahnfleischentzündungen), Zusammenhänge von Parodontitis (Zahnbettentzündung) und Frühgeburten sowie Untergewichtsrisiken des Babys, und auch das veränderte Mikrobiom (Gesamtheit der Mikroorganismen im Körper) spielt eine vielfältige Rolle bei der weiblichen Gesundheit. Handlungsbedarf sehen die Wissenschaftler des Europerio-Teams nicht zuletzt bei einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Fachbereichen aus der Medizin, nicht nur mit Blick auf Gynäkologie, und bei mehr interdisziplinärer Forschung auf diesem Gebiet. Ein großes Gewicht in Zahnmedizin und Medizin haben fachliche Leitlinien: Es ist daher bemerkenswert, dass die Veranstalter mit dem Kreis der wissenschaftlichen Fachgesellschaften auch für den Bereich Frauen und Mundgesundheit solche Leitlinien andenken damit auch in den Praxen zu noch mehr Anwendungswissen bei geschlechterspezifischer Prophylaxe und Therapie führen können.

Noch Forschungsbedarf: Zucker und Parodontitis

Dass es im Bereich Mundgesundheitsstörungen und entsprechende Erkrankungen tatsächlich noch Forschungsbedarf zur Rolle des Zuckers gibt, mag verwundern: Schließlich weiß doch fast schon jedes Kind heutzutage, dass Zucker Karies verursacht. Nur: Es gibt über Karies hinaus erhebliche weitere Belastungen, die sogar für die Allgemeingesundheit relevant sind – an vorderster Stelle sei hier die bakterielle „Parodontitis“ genannt, die Zahnbett-Infektion, an deren Beginn und bei deren sich ausbreitendem Fortgang Bakterien beteiligt sind. Sie gelangen über die Blutgefäße in den Körper und führen an vielfältigen Orten zu infektiösen Entwicklungen. Spielt auch hier vielleicht Zucker eine Rolle und falls ja: welche? Mit dieser Frage befasste sich ein indisches Wissenschaftlerteam und durchsuchte bestehende Studien nach dort enthaltenen Anzeichen für Zusammenhänge. Sehr viel gefunden haben sie bei der Analyse nicht, aber doch ein paar Punkte, über die weiter nachgedacht werden müsse, so das Forscherteam. Beispielweise wurde im Zusammenhang mit übermäßigem Zuckerkonsum mehrfach eine Neigung zu Immunschwäche beschrieben. Vermutlich der wesentlichste Punkt war allerdings die leichte, aber relevante Störung der Darmbarriere: Dies kann dazu führen, dass krankmachende Bakterienstoffe in den Blutkreislauf geraten können. Über verschiedene Zwischenstationen wie beispielsweise die Leber (mit Fettleber-Risiko) und das metabolische System wird geradezu ein Entzündungsweg durch den ganzen Körper aufgebaut, der bis hin zu Herzkreislauferkrankungen führen kann. Und: zu einer Intensivierung einer bestehenden Parodontitis mit schlechteren Chancen für deren Behandlungserfolge. Es zeigte sich, dass Zucker, vor allem Fructose (Fruchtzucker), bei übermäßigem Genuss zu einer großen und riskanten Belastung der Gesundheit führen kann und das auf sehr vielfältigen Wegen. Und: dass entsprechende weitergehende Untersuchungen daher wichtig sind.

Erstmals im Test: Ultraschallzahnbürsten

Immer mal wieder werden Zahnbürsten getestet – mal hinsichtlich der Bürstenköpfe, mal hinsichtlich der Abrasivität (Schmirgelstärke), mal hinsichtlich des Produktes selbst: Handzahnbürste – oder Elektrische? Neu ist, dass die Stiftung Warentest bei ihrer jüngst zurückliegenden Prüf-Aktion im Bereich der elektrisch betriebenen Zahnbürsten auch solche getestet hat, die mit Ultraschalltechnologie arbeiten. Dabei stoßen rund 95 Millionen Schwingungen pro Minute auf den Zahnbelag und sprengen diesen, mitsamt der darin enthaltenen Bakterien, sozusagen vom Zahn ab. Im Vergleich dazu stehen Schallzahnbürsten, bei denen ebenfalls schnelle Schwingungen für die Entfernung der Plaque sorgen. Die dritte Gruppe sind elektrisch betriebene Bürsten mit beispielsweise rotierend-schwingenden („oszillierenden“) Köpfen. Im Ergebnis stehen die Kosten dieser elektrischen Zahnbürsten nicht bei allen Produkten in ausreichender Relation zu ihren Leistungen, urteilten die Warentester. Die beiden von ihnen getesteten Ultraschallzahnbürsten beispielsweise waren teuer, reinigten aber nur befriedigend. Die Preisspanne der getesteten Geräte reichte von 20 Euro bis rund 300 Euro, viele der neuen Produkte im Bereich „elektrisch betrieben“ erwiesen sich als „gut und günstig“, in der Dauernutzung gab nur ein Gerät vorzeitig auf. Die finanzielle Bandbreite der als gut bezeichneten rotierend-oszillierend (mit Schwingungen) arbeitenden Zahnbürsten bewegte sich zwischen12 Euro und 80 Euro. Was besagt: Auch für 12 Euro gibt es solche Zahnbürsten, die die Tester im Putzergebnis überzeugt haben. (Für Interessierte: Die aktuellen Tests gibt es wie immer über Stiftung Warentest gegen Gebühr.)

Freiliegende Wurzeloberflächen: Mundhygiene beachten

Nicht nur, aber insbesondere mit dem Älterwerden in den höheren Lebensjahren weicht das Zahnfleisch ein wenig zurück – die Zähne wirken länger, weil mehr von ihnen aus dem Zahnbett herausschaut. In der Regel ist das der nun sichtbare Zahnhals, der Übergang zwischen Zahnkrone und Zahnwurzel. Manchmal geht die Zahnbett-Rückbildung so weit, dass auch die Zahnwurzel-Oberfläche sichtbar ist. Diese Bereiche sind – anders als der Zahn selbst – nicht durch harten Zahnschmelz vor Belastungen und Schädigungen geschützt. Zahnhals und Zahnwurzeloberfläche reagieren daher oft mit Schmerzsignalen auf Kälte, Wärme und Kontakt. Säuren können den ungeschützten Zahn an diesen Stellen leicht angreifen und schädigen, auch Karies zählt zu den häufigen Vorkommnissen – und, wie eine aktuelle Studie zeigt: auch der Mensch selbst mit seinem Zahnputzverhalten. In einem dreijährigen Laborversuch hat ein deutsches Wissenschaftlerteam (an gespendeten menschlichen Zähnen) per Rasterelektronenmikroskop beobachtet, was bei regelmäßigem Zähneputzen – ausgeführt von Robotern – für Schäden entstehen können je nachdem, wie man die Zahnhälse putzt, wie lang und mit welchen Hilfsmitteln. Die Roboter waren dabei so eingestellt, dass sie typisches Putzverhalten von jungen, von älteren und alten Menschen kopieren konnten. Die Studienergebnisse geben – neben Daten für die Wissenschaft – auch Mundpflege-Empfehlungen, die sich an die Patientenrichten: Für den Erhalt der Zahnhals-Gesundheit eignen sich vor allem weiche Zahnbürsten mit einem biegsamen Bürstenhals und eine Zahnpasta, die wenig abschleifend („abrasiv“) wirkt. Zudem sollte die Putztechnik dem örtlichen Bedarf angepasst werden – entsprechende Techniken zeigen, je nach individueller Ausgangs-Situation des Patienten, die Prophylaxe-Teams in den Zahnarztpraxen.

Zahnersatz: viele Ansprüche

Nicht ohne Grund hat die Natur eine bestimmte Anzahl an Zähnen geschaffen, die in individueller Form zusammenarbeiten, um beispielsweise Nahrungsmittel zu zerkleinern: Sowohl beim Abbeißen als auch beim Kauen müssen die Arbeitspartner, hier die sich gegenüber stehenden Zähne, perfekt zusammenarbeiten. Wenn sie dies tun, wird gleichzeitig Druck auf sie ausgeübt – was wiederum (über die Zahnwurzel auf die Nerven) ein Signal an das Gehirn sendet, dass der Zahn genutzt und gebraucht wird. Dann antwortet der Körper darauf mit Maßnahmen, die seinen sicheren Stand schützen, indem beispielsweise der Kieferknochen um den Zahn stabil bleibt. Wenn ein Zahn ausfällt, fehlt dem Gegenüber sein perfekt angepasster Arbeitspartner – und dem Körper das Signal, dass hier gearbeitet wird und entsprechend ausreichend gesunde Knochenmasse notwendig ist. Bleibt das Signal aus, kann sich Kieferknochen nach Zahnausfall zurückbilden. Zudem neigen die restlichen Zähne in der Zahnreihe dazu, in die freie Zahnlücke hineinzuwandern, was wiederum das Zusammenspiel der gegenüberliegenden Zähne aus der Ordnung bringt. Grund genug also, dem Zahnersatz, der die entstandene Lücke füllt, eine wichtige Aufgabe zuzuschreiben. Wie der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente kürzlich berichtete, sind die Anforderungen an Zahnersatz daher erheblich: Er muss perfekt passen beispielsweise, um im Zusammenspiel der andern Zähne nicht zu stören, sondern sich einzupassen. Er muss daher auch für jeden Patienten und wiederum hier für jeden Platz im Mund individuell angefertigt werden. Damit dies gelingt, sind die Fertigungsprozesse für Zahnersatz in den letzten Jahren ganz erheblich weiterentwickelt worden, um den erkannten Erfordernissen an Qualität und Funktionalität zu entsprechen. Handwerk, Fertigungswissen, zahnmedizinische Wissenschaft sowie Technik (von digitalen Verfahren bis zu 3D-Druck) kommen heute zusammen, um ein vergleichsweise kleines Stück „Körperersatzprodukt“ zu schaffen: einen individuellen Ersatzzahn. Das macht deutlich, warum Zahnersatz wichtig, aber eben auch sehr anspruchsvoll und aufwandsintensiv ist.

Zahnbürsten: ein Dschungel an Keimen

Letztlich verwundert es auch niemanden: Täglich im Einsatz, kommen Zahnbürsten mit einer Vielzahl an Zahnbelägen und Nahrungsresten in Kontakt. In der Regel werden die Borsten nach dem Zähneputzen mehr oder weniger intensiv unter fließendem Wasser gereinigt. Folge: Auch nach dem Ausspülen gibt es im Bürstenbereich noch Viren, Bakterien & Co. Das belegte jetzt eindrucksvoll eine Arbeit einer US-amerikanischen Wissenschaftlergruppe. Neben einer kaum zählbaren Menge an Bakterien aus den unterschiedlichsten Gruppen fanden die Forscher auch über 600 Virenarten. Darunter habe es auch solche gegeben, die der Wissenschaft noch gar nicht bekannt waren. Spannend sei zudem, dass letztlich jede Zahnbürste ihre eigene kleine Welt darstelle: Je nach Anwender fand sich ein ganz eigenes Biotop aus Keimen und Viren aller Art. Verwundern mag im Gegensatz zu der Tatsache, dass es auf Zahnbürsten so viel „Leben“ gibt, allerdings, dass dies für die Nutzer der Zahnbürste keine gesundheitlich Relevanz hat. Genaugenommen findet dort sogar ein Gesundheitsförderungsprozess statt: Die Viren bekämpfen die Bakterien und vermehren sich dort („Bakteriophagen“) – ein mikrobiologisches Geschehen, das mittlerweile vermehrt im Einsatz gegen antibiotikaresistente Bakterien-Infektionen genutzt wird. Für den Alltag bedeutet das, dass man seine Zahnbürste einfach mal öfter wechseln sollte, mit antibakteriellen Mitteln sollten diese nicht gereinigt werden. Auch antibakteriell wirkende Zahnbürsten seien nicht nötig, sie könnten sogar zu antibiotikaresistenten Keimen führen. Mikroben seien überall, so die Wissenschaftler, und die allermeisten führten ohnehin nicht zu Erkrankungen. Desinfektionsmittel brächten eher das Miteinander in solchen Ökosystemen aus der Ordnung und sollten daher nicht ungezielt genutzt werden.