Akupunktur: auch Thema in der Zahnmedizin

Schon seit den 70er Jahren ist Akupunktur ein behandlungs-begleitender Teil der zahnärztlichen Therapie. Damals fand der Zahnarzt und Arzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. Jochen M. Gleditsch heraus, dass das Einsetzen von Akupunktur-„Nadeln“ im Mund vielfältig wünschenswerte Folgen haben kann: Verspannungen (auch im Kiefergelenk) und Ängste können gelockert werden, bei Schmerzbehandlung oder nach-operativen Schwellungen kann Akupunktur entlastend wirken, Würgereiz kann unterdrückt oder gemildert werden – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch wenn es um Entzündungen geht, die oft den ganzen Körper belasten, kann Akupunktur zur Unterstützung der Behandlung beitragen. Das Verfahren gilt als Angebot der Komplementären Zahnheilkunde und ist nicht Teil der sogenannten „Schulmedizin“ und insofern Privatleistung – aber ein Behandlungsweg, den nicht nur viele Zahnärzte, sondern auch viele Patienten sehr wertschätzen. Aktuell findet daher beispielsweise an einem zahnärztlichen Fortbildungsinstitut in Berlin die bereits 10. Auflage eines Kurses für Zahnärztinnen und Zahnärzte statt, deren inhaltliches Konzept noch von Dr. Gleditsch mitbegründet wurde. Hier wird deutlich, warum Akupunktur sich neben den klassischen Behandlungsweisen so stabil als Begleitverfahren in den Praxen hält: Die Grundlagen des Verfahrens basieren auf neurophysiologischen Abläufen und auf Reaktionen des Nervensystems. In Fachfortbildungen lernen interessierte Praxisteams die möglichen Anwendungsbereiche, aber auch, wann Akupunktur nicht eingesetzt werden darf. Das Verfahren hat es bislang nicht geschafft, wissenschaftlichen Prüfkriterien zu entsprechen – aber seinen Platz als Komplementär-Angebot zur Begleitung einer Behandlung seit einem halben Jahrhundert bestätigt.

Implantate: Aktuelles zu Materialunverträglichkeiten

Wo immer im Körper natürliches Gewebe durch Fremdgewebe ersetzt wird, kann es zu Unverträglichkeiten kommen – das betrifft eine Nierentransplantation ebenso wie eine künstliche Hüfte oder eine Herzklappe. Insofern ist es nicht ungewöhnlich, dass auch im Bereich zahnärztlicher Implantate (Ersatz der natürlichen Zahnwurzel durch ein zahntechnisches Produkt) Unverträglichkeiten vorkommen können. Hier hat die Leitlinienarbeit der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) kürzlich zu mehr Wissen und damit neuen Empfehlungen für die Arzt- und Zahnarztpraxen geführt. Nicht jeder Mensch reagiert auf die Konfrontationen mit einem körperfremden Stoff gleich, sondern es gibt sehr große Unterschiede in der Empfindlichkeit. Da immer damit gerechnet werden muss, dass eine hohe Sensibilität vorliegt, geben die Wissenschaftler Empfehlungen vor, an denen sich Praxen orientieren sollen. Da selten klare und eindeutige Zusammenhänge zwischen einem Material und einer Unverträglichkeit erkennbar sind, ist der Umgang mit solchen Fragen herausfordernd. Die Reaktionen des Körpers können sehr diffus sein und auch auf anderen Auslösern beruhen. Auch umweltmedizinische Erkenntnisse sowie die Sinnhaftigkeit von Diagnostik-Tests sind in die Leitlinie eingeflossen. Für die Patienten relevant: „Allergietests“ sind untauglich, weil beispielsweise eine Titanunverträglichkeit keine Allergie ist und entsprechend auf diesem Weg nicht belegt werden kann.

Prävention: Zusammenarbeit vieler Organisationen erfolgreich

Die Präventionsleistung einer Vielzahl von Organisationen und Verbänden und auch engagierten Einzelnen hat entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland mit Blick auf den erreichten Karies-Rückgang vor allem bei Kindern weltweit einen Spitzenplatz einnimmt: Dies betonte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, anlässlich des diesjährigen Tages der Zahngesundheit. Dieser seit 30 Jahren alljährlich am 25. September in Deutschland begangene Tag bringe das Thema in weite Kreise der Bevölkerung und rege mit vielfältigen Informationen, Veranstaltungen und Mitmach-Aktivitäten dazu an, sich mit seiner eigenen Mundgesundheitssituation zu befassen. Im Vordergrund steht die Prävention, die Vorbeugung von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen. Rückenwind bekommt das Bemühen des Aktionskreises zum Tag der Zahngesundheit, dem auch die Bundeszahnärztekammer und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen angehören, nun sogar seitens der Weltgesundheitsorganisation WHO: Sie hat im Mai dieses Jahres einen „Globalen Aktionsplan zur Mundgesundheit“ verabschiedet und erwartet eine größere Aufmerksamkeit der Politik für präventive Mundgesundheit und Gesundheitsförderung im Rahmen der nationalen Gesundheitspolitik weltweit – und der Institutionalisierung von mehr Angeboten zur Vorbeugung für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensbedingungen.

Forschung: Neue Erkenntnisse durch Strahlendiagnostik

Wer Gewebe wie Zahnschmelz nachhaltig und möglichst naturnah „reparieren“, vor allem aber vor Zerstörung schützen möchte, der muss schon sehr genau wissen, wie dieses Gewebe aufgebaut ist. Hier sind neue wissenschaftliche Forschungsmethoden hilfreich, die über bildgebende Verfahren neue An- und Einsichten ermöglichen. Zu diesen neuen Techniken gehört die sogenannte Synchrotonstrahlung: Sie arbeitet, vereinfacht dargestellt, mit stark beschleunigten elektrisch geladenen Teilchen, die dabei elektromagnetische Strahlen abgeben, die wiederum in Licht und Farbe übersetzt werden. Diese Form der „Durchleuchtung“ von Materialien ermöglicht bisher nie gekannte Bilder von Strukturen – hier: von Zahnschmelz. Bisher schon bekannt war, dass die Struktur sehr vielschichtig und letztlich in sechseckigen Kristall-Prismen angeordnet ist, zusammengehalten durch eine Art „Kitt“. Dank des neuen Forschungsverfahrens können die Wissenschaftler nunmehr noch tiefer in diese Strukturen einsteigen und auch analysieren, wie sich in diesem härtesten Gewebe des Körpers Karies bilden kann: Warum können Mineralien aus dem Zahnschmelz herausgelöst werden, was passiert da genau – und wie kann man diese Entwicklung verhindern? Das Forscherteam geht davon aus, dass die Erkenntnisse sowohl biomedizinischem Wissen als auch der Entwicklung passender Produkte im Bereich der Nanodentistik dienen werden.

Tag der Zahngesundheit: Gesund beginnt im Mund

Alljährlich am 25. September ist „Tag der Zahngesundheit“. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – für alle!“ Im Blickpunkt sind diesmal vor allem solche Mitglieder unserer Gesellschaft, denen es schwerer fällt als anderen, selbst für ihre Mundgesundheit zu sorgen. Wie der Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit (rund 30 Organisationen aus dem Gesundheitswesen und der Politik) kürzlich mitteilte, gibt es viele Gründe und Umstände, die die Teilhabe an Angeboten zur Erhaltung und Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit einschränken oder verhindern. Verwiesen wird beispielsweise auf Armutsgefährdung, von der 17 % der deutschen Bevölkerung betroffen seien, auch Menschen mit niedrigem Bildungsstand, Familien mit drei oder mehr Kindern, Alleinerziehende und Alleinlebende. Auch Menschen ohne Wohnung oder mit Fluchterfahrung sind von den regulären Zugängen zur zahnmedizinischen Versorgung, aber auch von den eigenen Möglichkeiten, Gesundheitsschäden zu vermeiden, oft abgeschnitten. Ein großes Thema sind nicht zuletzt sind Menschen mit Pflegegrad und/oder einer Behinderung: Ihre Mundgesundheit liegt statistisch gesehen unter derjenigen von Gleichaltrigen ohne Einschränkungen. Allein rund 345.000 Menschen in Deutschland zeigen eine Lern- oder geistige Behinderung. Es sei unwichtig, ob Menschen aufgrund ihrer körperlichen oder seelischen Verfassung oder einer schwierigen sozialen oder ökonomischen Lage für Krankheiten anfälliger seien: Die oft über tausend in ganz Deutschland stattfindenden Veranstaltungen zum Tag der Zahngesundheit sollen Möglichkeiten der Teilhabe auch dieser Menschen aufzeigen und ihren Zugang dazu verbessern, so der Aktionskreis.

Mundgeruch: Ursache fast immer im Mund

Wenn Menschen Mundgeruch haben, ist es anderen Menschen oft unangenehm, sie darauf hinzuweisen. Das sollten sie aber, wenn ihnen an der Gesundheit des Gegenübers gelegen ist: Betroffene merken von ihrem Mundgeruch oft gar nichts, und er ist ein Warnsignal des Körpers. Immer mehr Studien machen eindrücklich deutlich, zeigte gerade erst wieder eine große Analyse pakistanischer Forscher, dass Mundgeruch nur in sehr seltenen Ausnahmefällen „aus dem Magen“ kommt, wie manche Menschen meinen, sondern zu 80 bis 90 Prozent aus dem Mund. Die unangenehmen Gerüche im Mund sind meist flüchtige Schwefelverbindungen, die durch Umwandlung von schwefelhaltigen Aminosäuren unter anderem aus Speiseresten entstehen – verantwortlich für diesen Prozess sind Bakterien. Nicht nur Hygieneprobleme – beispielsweise Ansammlung von Speiseresten unter nicht erkannten losen Zahnfüllungen – können zu dieser Geruchsentwicklung führen, sondern auch eine gestörte Mundgesundheit beispielsweise aufgrund einer Unterproduktion von Speichel. Rund ein Viertel aller Patienten mit Mundgeruch haben diesen sogar chronisch. Der Hinweis, die Ursache des unangenehmen Geruches untersuchen zu lassen, ist auch insofern für die betroffenen Menschen hilfreich, als auch eine Allgemeinerkrankung oder gar eine Tumorerkrankung hinter der Geruchsbildung stehen kann. In rund 10 bis 20 Prozent der Fälle sind Ursachen außerhalb des Mundes für die Geruchsentwicklung verantwortlich, darunter vor allem Gesundheitsstörungen im Hals-Nasen-Ohren-Gebiet oder auch im Magen- und Darmbereich. Eher vorrübergehend ist Mundgeruch bei entsprechend geruchsintensiver Ernährung, eher chronisch und riskant bei regelmäßigem Konsum von Tabak- und Alkoholwaren.

Zahnfüllungen: Anzahl ungleich bei Versicherten verteilt

Die Ergebnisse des aktuellen Zahnreportes, der Barmer Krankenkasse, einer Auswertung von Versicherten-Daten rund um die zahnmedizinische Versorgung, zeigten sich diesmal Unterschiede bei der Anzahl der Zahnfüllungen: Ein eher kleiner Anteil an allen Versicherten führte zu den durchschnittlich höchsten Ausgaben an Zahnfüllungsbehandlungen. Die Häufigkeit sei sehr ungleich verteilt, hieß es. Es zeigte sich, dass bei rund 10 Prozent der Versicherten die Gesamtzahl der Behandlungen weit über dem Durchschnitt der restlichen 90 Prozent der Versicherten lagen. Bei diesen 10 Prozent sei die Krankheitslast am höchsten und insofern der Therapiebedarf kontinuierlich. Mehr Vorsorge, die speziell auf diese Patientengruppe ausgerichtet sei und diese auch in ihrem Alltag erreiche, sei einerseits eine wünschenswerte Verbesserung für die betroffenen Menschen selbst, aber auch ein entlastender Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Krankenkassenleistungen. Nicht neu und noch einmal untermauert ist die Erkenntnis, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Bildungsgrad der Menschen und ihrem Zahngesundheitszustand bzw. ihrer zahnärztlichen Versorgung: Je höher der Ausbildungsstand, desto seltener werde – im Vergleich zur übrigen Bevölkerung – Zahnersatz benötigt. Schon im eher jüngeren Erwachsenenalter (45 bis 54 Jahre) zeigte der Anteil derjenigen Versicherten, die erhöhten Behandlungsbedarf haben, dass sich der Behandlungsaufwand mit zunehmendem Alter noch verschärft. Es käme insofern der Gemeinschaft aller Versicherten zugute, so die Autoren des Zahnreports, wenn vorbeugende Maßnahmen frühzeitig zu einem spürbaren Effekt führten.

Unsaubere Prothesen: Risiko für Lungenentzündung?

Ein Zusammenhang zwischen unsauberen, damit auch bakteriell belasteten Prothesen und der Entstehung einer Lungenentzündung, also einer bakteriellen Infektionskrankheit, scheint nachvollziehbar: Schließlich transportiert man zusammen mit der eingeatmeten Luft auch Bakterien aus dem Mundraum in die Lunge. Und in der Tat, so berichtet aktuell ein zahnärztliches Fachjournal, ist der Zusammenhang sogar mehr als deutlich: Ein britisches Forscherteam hat herausgefunden, dass ältere Menschen mit Lungenentzündung im Vergleich zu älteren Menschen ohne Lungenentzündung Zahnersatz trugen, der krankheitsauslösende Bakterien in zwanzigfach erhöhter Anzahl aufwies. Auch zeigt sich, dass bei den Patienten mit den unsauberen Prothesen der Anteil pathogener Bakterienkolonien an der Bakteriengesamtmenge höher war als bei den gesunden Patienten: Es hat eine Mengen-Verschiebung der unterschiedlichen Bakterienstämme stattgefunden. Zwar betonen die Autoren der aktuellen Studie, dass kein direkter kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden konnte: Eine verschmutzte Prothese ist insofern nicht alleiniger und direkter Auslöser einer Lungenentzündung (Pneumonie). Allerdings sei nicht zu übersehen, dass das Einatmen krankheitsauslösender Bakterien ein auslösender Faktor für die Entwicklung einer Pneumonie sein kann, insbesondere bei entsprechend empfindlichen und abwehrgeschwächten Personen.

Zahnpasten: Es geht auch ohne Titandioxid

Die Entwicklung neuer Produkte im Bereich Zahn- und Mundpflege folgt dem Trend, so schadstoffarm wie möglich zu sein sowohl in der Produktion als auch in der Anwendung. „Schadstoffarm“ gilt insofern auch für alle Zusatzstoffe, deren Einsatz in diesen Produkten nicht untersagt ist, aus unterschiedlichen Gründen aber kritisch diskutiert wird. Zur letzteren Gruppe gehört beispielsweise Titandioxid, auch als Lebensmittelzusatzstoff E 171 bekannt. Während die Verwendung im Bereich der Ernährungsprodukte nicht mehr erlaubt ist, ist seine Beimischung als weiß-leuchtender Farbstoff im Bereich der Kosmetik weiter gestattet. Wie aktuelle Tests der Stiftung Warentest zeigen, ist erstens der Markt an Titandioxid-freien Zahnpasten inzwischen eindrucksvoll groß und zweitens sind ihre Effekte für die Erhaltung und Förderung der Mundgesundheit nicht eingeschränkt. Die Hersteller nutzen zur Vermeidung von Titandioxid eine andere Rezeptur – aber, darauf weist Stiftung Warentest ausdrücklich hin: Wenn die Zahnpasta eine zahngesundheitsförderliche Wirkung haben soll, muss sie Fluorid, Salze der Fluorwasserstoffsäure, enthalten. Ihre „schmelzhärtende“ Wirkung macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Säureschaden aller Art. Auf Titandioxid könne man also gut verzichten – auf Fluorid dagegen nicht.

Mund-Rachenkrebs: neue Studie zum Sexualverhalten

Über lange Zeit wurde in der Öffentlichkeit die Entstehung eines Mund-Rachenraum-Krebses mit oralen Sexualpraktiken in Verbindung gebracht – eine nicht bewiesene, aber für gegeben gehaltene Kausalität, die die von einer solchen Krebserkrankung Betroffenen in ein belastendes Licht rückte. Mit den Vorurteilen ist jetzt Schluss, wie eine aktuelle Studie der Leipziger Universitätsmedizin mit über 600 Studienteilnehmern zeigt: Demnach hat das Sexualverhalten der von Mund-Rachentumor Betroffenen keine Unterschiede zur Vergleichsgruppe der Gesunden ergeben. Das Humane Papillom-Virus (HPV), das auch über den Sexualweg übertragen werden kann, zeigt viele weitere Infektionswege und kann Haut und Schleimhäute an verschiedenen Stellen infizieren, es gehört zu den weitverbreiteten Virengruppen und ist bei den meisten Menschen hierzulande, mehr oder weniger schlummernd, im Körper vorhanden. Manche von ihnen erkranken an der Infektion, ohne dass sich Symptome zeigen. Die meisten Familien der großen HPV-Gruppe sind gutartig, nur wenige dagegen haben das Potential, Krebs auszulösen. Zu diesen Krebs-Formen gehören auch Tumore im Kopf- und Hals-Bereich. Rund ein Drittel aller Mund-Rachen-Tumore stehen in Verbindung mit dem Humanen-Papillom-Virus. Neben der Vermeidung klassischer Krebs-Risiken wie Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum empfehlen die Wissenschaftler eine HPV-Impfung beider Geschlechter – weil der sexuelle Übertragungsweg relevant ist und bleibt, auch wenn er bei der Entstehung des Mund-Rachenkrebses keine kausale Rolle spielt.